Seite:Gottschalck Sagen und Volksmaehrchen der Deutschen.pdf/253

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Rittern des Landes einen stattlichen Schwiegersohn aus, oder setzten sie gar schon an die Seite eines Rheinfürsten.

Nicht so Ottilie. Ihr früher Zustand hatte ihr einen Hang zur Schwärmerei, zum Religiösen gegeben, und einen ewigen Bund mit dem Himmel zu schließen, war ihr fester Entschluß. In der Erlangung ihres Gesichts gewahrte sie einen Fingerzeig Gottes, ihrem Vorsatze getreu bleiben zu müssen, und der stand denn auch felsenfest.

Da begab es sich, daß ein reicher Ritter des Gaues das schöne Fräulein lieb gewann. Oft sprach er bei den Eltern ein, um Ottilien näher kennen zu lernen, aber immer wußte diese sich unter irgend einem Vorwande zu entfernen. Das gefiel zwar Anfangs dem Ritter, er hielt es für jungfräuliche Züchtigkeit, aber den Eltern gefiel es nicht. Sie hatten schon längst gemerkt, daß Ottilie geneigter sey, sich mit dem Himmel, als mit

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/253&oldid=- (Version vom 1.8.2018)