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Trixchen auf dem kleinen Balkon des Küchenausbaus und winkte und lächelte irgend jemandem zu, der sich in der vierten Etage des Gartenhauses befinden mußte. – Gerd, Gerd, wohin soll das nur führen?! Ein halbes Jahr lang sehe ich nun schon so verschiedenes was –“

Weiter kam sie nicht. Mit einem „adieu Mutting“ war der junge Kunstschlosser aus dem Zimmer hinausgeeilt. Und wenige Minuten später klingelte er oben in der zweiten Etage an der Tür, neben der ein Messingschild mit der Aufschrift „Graf Sarma, Kontreadmiral“ hing.

Ein zierliches Stubenmädchen mit einem pikanten Gesicht, dem das weiße Häubchen vortrefflich stand, öffnete ihm. Und die ganze Zeit über, während Gerhard Sicharski im Badezimmer zu tun hatte, blieb die fesche Hedwig in der Nähe und suchte stets aufs neue eine Unterhaltung mit ihm anzuknüpfen. Der junge Mann aber zeigte sich so zurückhaltend, daß sie schließlich nur noch aus dem Wunsche heraus, ihm mit ihrer Gegenwart lästig zu fallen, im Korridor blieb und ihn hin und wieder etwas höchst überflüssiges fragte.

Gerade als Gerhard dann die Wohnung wieder verlassen wollte, öffnete sich eine der in den langen Korridor einmündenden Türen, und Beatrix v. Sarma, eine trotz ihrer siebzehn Jahre bereits voll erblühte, eigenartig schöne Mädchenknospe, trat, zum Ausgehen angezogen, heraus.

Des jungen Kunstschlossers tiefe Verbeugung erwiderte sie heute jedoch nur mit einem flüchtigen Neigen ihres Kopfes. Und ihre Stimme klang recht gereizt, als sie dann dem Stubenmädchen zurief:

„Hedwig, Sie hätten auch besser getan, im Salon Staub zu wischen, anstatt sich hier zu unterhalten. Mama fragte schon zwei Mal nach Ihnen.“

Worauf die Zofe schleunigst verschwand.

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Walther Kabel: Gräfin Trixchen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gr%C3%A4fin_Trixchen.pdf/22&oldid=- (Version vom 1.8.2018)