Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 138.jpg

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In Oschatz konnte man noch im Jahre 1813 an der Giebelseite des Rathhauses über dem Pranger die 1526 verfertigten steinernen Flaschen sehen.


755) Die Sagen vom Protschenberge bei Budissin.
Nr. I. bei Köhler, Bilder a. d. Oberlausitz. Budissin 1854. S. 114. sq. Nr. II. u. III. bei Gräve S. 170 u. 171. sq. und im Laus. Mag. 1838. S. 128. sq. Nr. IV. u. V. b. Ziehnert Bd. III. S. 265 sq.

I. Der alten Ortenburg gegenüber erhebt der sogenannte Protschenberg sein granitnes Haupt, welches fruchtbare Getreidefelder, in deren Mitte sich der Friedhof befindet, bedecken. Man sagt, daß vor alten Zeiten auf demselben eine Burg gestanden, von der ein unterirdischer Gang zur Spree herabgeführt habe, und als Ueberrest davon zeigt man noch heute in der Mitte des zackigen Felsabhanges die Teufeshöhle, ein enges, nur etwa 5–6 Schuh weit hineingehendes Felsenloch mit schlüpfrigem, abschüssigem Eingange. Es soll aber diese Höhle unermeßliche Schätze bergen, die von drei alten Männern mit langen, weißen Bärten bewacht werden.

Vor mehreren hundert Jahren ging ein verarmter Bürger Budissins am Fuße des Protschenberges spazieren. In der engen Stube mochten ihn die Nahrungssorgen zu sehr geängstigt haben, daher hoffte er im Freien Ruhe zu finden. Er klagte hier seiner Mutter, der liebevoll sorgenden Natur seine Herzensangst und bat sie flehendlich, daß sie ihn bald zu sich nehme in ihren Schooß, worin Ruhe finden Alle, die da mühselig und beladen sind. Auf einmal, als er so in Gedanken versunken an den Felsen des Protschenberges umherkletterte, sah er vor sich die schon damals berüchtigte Teufelshöhle und in derselben drei alte Männer um einen steinernen Tisch sitzen. Die Männer schienen selbst von Stein zu sein, so verwittert sahen sie aus und so regungslos saßen sie da. Erschreckt wollte der Bürger aus dem Bereiche der Höhle fliehen, aber es war ihm nicht möglich. Seine Angst wurde noch vermehrt, als ihm einer der Männer winkte, näher

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_138.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)