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Leute von dem Charakter eines Lamperts, verdienen in meinen Augen Mitleiden, wenn man ihre Vergehungen nach der Strenge bestraft. So boshaft ihre Unternehmungen auch oftmals scheinen; so gehören sie doch zu den unwissendlichen oder wenigstens zu den Schwachheitssünden. Ich bin überzeugt, daß Lampert gewiß nicht den Vorsatz gehabt hat, uns zu beleidigen, er sahe seine Erfindung als eine erlaubte List an, seinen Gönner von einem so großen Uebel als ein Nebenbuhler ist, zu befreien, und dadurch das Lob eines klugen und erfindungsreichen Mannes zu verdienen. Ich bin geneigt eine größere Beleidigung gleichgültiger zu ertragen, wenn sie mir zugefüget wird, ohne daß man dabei die Absicht hat, mich zu beleidigen, als eine geringere, womit diese Absicht verbunden ist. Der Baron hat eben diese Gesinnung. Es wurde dahero in unserm Rathe beschlossen, uns zu stellen, als wenn wir die Briefe gar nicht empfangen hätten, und wo möglich, diese Gedanken unserm Oncle und dem Magister Lampert selbst beizubringen.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 2. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1761, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_2.pdf/298&oldid=- (Version vom 1.8.2018)