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Neigung zum kuriren besitzen sie auch noch die, alles auswendig und innwendig zu begucken, von der Mücke bis zum Elephanten ist alles ihrem anatomischen Messer unterworfen. Alles was Leben und Othem hat und in die Gewalt eines nachforschenden Medici fällt, muß seiner unersättlichen Neugierde zum Opfer dienen, und ist dem Schicksal unterworfen, das die Fliegen haben, wenn sie sich in eine Spinnewebe verwickeln, nur mit dem Unterschiede, daß die Spinnen nicht so erfindungsreich an Martern sind, ihre Feinde umzubringen, als die Aerzte, allerlei Thiere hinzurichten. Was sollte sich nun wohl ein Frauenzimmer zu einem Manne zu versehen haben, der sich ein Vergnügen daraus macht, Menschen und Vieh zu martern? In der That, es gehöret eine große Entschließung dazu, einen Arzt zu lieben, nicht zu gedenken, daß er bei dem geringsten Zwist, oder wenn er es nur sonst rathsam findet, durch ein kleines requiescat in pace sich von seiner Gattin losmachen kann; wenn es ihm nur beliebet,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/276&oldid=- (Version vom 1.8.2018)