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so hat die Frau eines Arztes zehnerlei Verrichtungen mehr auf sich als eine andere. Sie muß Pulver reiben, Wurzeln schneiden, Schachteln und Gläser verpetschiren, Pillen vergolden, Tropfen distilliren und doch dabei alle Pflichten einer ehelichen Gehülfin erfüllen. Hierzu kommt noch die strenge Diät, die sie beobachten muß. Alle Leckerbisgen, die dem Manne überaus wohl bekommen, sind der Frau schädlich. Er trinkt Coffee, sie bekommt Kräuterthee. Er trinkt Wein und für sie bereitet er einen Habertrank. Er läßt für sich sieden und braten, sie verzehret eine Wassersuppe und Salat.

Die vierte Classe der Gelehrten bestehet aus Philosophen. Diese werden zwar unter den Gelehrten für die Geringsten, dem Range nach, gehalten, aber in Ansehung der Verdienste, sollten sie neben den Theologen stehen, und so war es auch ehedem bei den Alten, da waren die Philosophen freie Leute, die Aerzte aber Knechte, die Rechtsgelehrten waren

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Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/277&oldid=- (Version vom 1.8.2018)