Seite:Grandison der Zweite 3.pdf/87

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

daß sie wünschen sollte bald Ihre Erbin zu werden. Alle diese Spuren sind mir aber noch nicht hinreichend, einen sichern Schluß daraus herzuleiten, daß Sie schon ihre Gewogenheit besitzen, ich will lieber nichts daraus schlüßen, als Gefahr laufen, falsch zu urtheilen. Wenn Ihnen das Glück günstig ist, so wird es uns schon andere Proben liefern, daraus wir die Zuneigung des Fräuleins vollkommener und sicherer schlüßen können. Wenn Sie meinem Rathe folgen wollen, so verhalten Sie Sich eine Zeitlang nur ruhig, und wenn Sie auch in ihrer Gesellschaft sind, so beobachten Sie ein gleichgültiges Wesen: man stürmet nicht immer bei einer Belagerung, man sitzt auch wieder eine Zeitlang stille, um neue Kräfte zu sammlen, und hernach einen unvermutheten und desto kräftigern Angriff zu thun. Die Frau v. W. ist Ihnen, so viel ich ihr habe abmerken können, noch immer nicht recht gut, es liegt nichts daran, ihre Gunst verspricht Ihnen ohnehin keinen sonderlichen Vortheil.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Karl August Musäus: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N *** in Briefen entworfen. Band 3. Michael Gottlieb Griesbach, Eisenach 1762, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grandison_der_Zweite_3.pdf/87&oldid=- (Version vom 1.8.2018)