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Stadtschultheißenwahl für unseren verstorbenen Oberbürgermeister.

Die Reichstagswahl verlief wie vor 3 Jahren. Keine Versammlungen, Agitation für unseren Zählkandidaten Bebel in gegnerischen Versammlungen und mittels Flugblätter, nebenbei wieder energische Kleinarbeit, persönliche Agitation. Resultat 1119 Stimmen, beinahe 1000 Stimmen mehr wie früher.

Es ging auch bei uns vorwärts trotz Schandgesetz.

Bei der Landtagswahl beschränkten wir uns in Rücksicht auf das Ausnahmegesetz darauf, nur in der Stadt uns an dieser Wahl zu beteiligen und zwar mit einem eigenen Kandidaten, in der Person des roten Apothekers.[ws 1]

Es gelang uns in unserer guten Stadt, auf unseren Kandidaten, einen Fremden, 721 Stimmen zu vereinigen, ein Achtungserfolg, der, da Deutsche Partei und Volkspartei, letztere mit ihrem allbeliebten Kandidaten H. erbittert um den Sieg rangen, nicht gering anzuschlagen war. In der dadurch nötig werdenden Stichwahl, in der wir die Entscheidung hatten, verhalfen wir, wie bei den Reichstagswahlen, dem Volksparteiler zum Sieg.

Bei der Stadtschultheißenwahl hatten sich drei tüchtige Männer offiziell beworben unter den von den bürgerlichen Kollegien aufgestellten Bedingungen. Ein Amtmann beim hiesigen Oberamt, ein Landrichter aus Stuttgart und ein Amtmann bei der Regierung, ein Hiesiger.

Ein weiterer Bewerber war da, der aber von vornherein erklärte, er unterwerfe sich den gestellten Bedingungen nicht, werde sich überhaupt der

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Theodor Lutz (1847–1913)
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Kittler: Aus dem dritten württemb. Reichstags-Wahlkreis. Im Selbstverlag des Verfassers, Heilbronn 1910, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gustav_Kittler_Erinnerungen_1910.pdf/86&oldid=- (Version vom 1.8.2018)