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favente clementia statt des früheren dei gratia, ferner Zusätze, die aus päpstlichen Formeln entnommen sind, wie ad perpetuam rei memoriam[1] und ex oder de certa scientia.[2] So finden wir auch allgemeine Redewendungen mit kleinen Variationen durch fast alle Capitel verstreut, wie decernimus igitur et hoc perpetuis temporibus valituro imperiali sanccimus edicto (in dieser ausgeprägtesten Form in Cap. 25).[3] Derartige Formeln und Redewendungen sind demgemäss für die Beurteilung des Textes in den einzelnen Capiteln belanglos und nur ein Zeichen dafür, dass die G. B. das Ergebnis einer Kanzlei ist und einer gewissen redaktionellen Bearbeitung nicht ganz entbehrt.

Jedoch scheinen durchaus wohl mehrere Mitarbeiter Hand ans Werk gelegt zu haben.

Vergleichen wir nach der allgemeinen Fassung mit besonderer Berücksichtigung etwa auftretender humanistischer Ausdrücke die einzelnen Capitel mit einander, so sehen wir, durchaus von den anderen sich abhebend, der Einleitung, deren humanistischen Charakter wir erkannten, am nächsten stehen die Cap. 7, 12, 25 und 31, zu denen man wohl auch noch 20 hinzurechnen kann.

Jedem, der unbefangen sich mit dem Texte der G. B. beschäftigt, tritt mit Cap. 7 nicht nur etwas an sich neues entgegen, sondern man beobachtet im Stil, in Bildern, im Wortgebrauch und der ganzen Art der Abfassung, besonders endlich noch in dem stärkeren Hervortreten humanistischer Worte und humanistischen Sprachgebrauchs soviel Verschiedenheit von der Fassung der vorangehenden Capitel, dass es nötig scheint, für dasselbe einen besonderen Bearbeiter in Anspruch zu nehmen. In seinen Bildern erinnert es stark an die Einleitung. Es spricht von der heilsamen Einheit, welche stets unter den Kurfürsten blühen solle und ihre Herzen in Liebeseintracht erhalten möge; denn der Kurfürsten Fürsorge werde seiner Zeit dem flutenden Erdkreis um so

  1. G. B. Einleitung, Cap. 3.
  2. G. B. Cap. 1, 8, 9, 13, 15, 16.
  3. Sonst G. B. Cap. 1, 3, 7, 8, 9, 10, 13, 14, 16, 17, 20, 21, 24.
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Oscar Hahn: Ursprung und Bedeutung der Goldenen Bulle Karls IV.. Breslau, 1902, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hahn_Ursprung_und_Bedeutung_der_Goldenen_Bulle.pdf/40&oldid=- (Version vom 1.8.2018)