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Diverse: Handbuch der Politik – Band 2

wird durch den Bromberger Kanal hergestellt, der vor allem für den Holztransport wichtig ist. – Im Quellgebiet der Oder und ihrer Nebenflüsse ist der Bau zahlreicher Talsperren im Gang, die die Hochwassergefahren einschränken, die Schiffahrt verbessern und Kraft liefern sollen. – In Österreich wird der Bau eines Donau-Oder-Kanals betrieben. Doch scheint nach eingehenden Berechnungen der Ausbau der Eisenbahnen vorteilhafter zu sein.

Die Elbe ist der zweit-wichtigste deutsche Strom. Ihr verdankt Hamburg, der grösste deutsche Hafen (der zweit-grösste in Europa, der viert-grösste der Welt) einen grossen Teil seiner Blüte. Verkehrspolitisch kann man auf der Elbe drei Hauptrichtungen unterscheiden: 1. Hamburg-Magdeburg und weiter elbaufwärts, 2. Hamburg-Berlin und unter Umständen bis nach Oberschlesien. 3. die sächsisch-böhmische Schiffahrt. Die Elbschiffe erreichen eine Grösse bis 1100 t, Schiffe von 1000 t bringen englische Kohle bis Berlin und machen sie dort stark wettbewerbsfähig. Geplant ist der Ausbau der Saale und der Anschluss von Leipzig. Durch den Elbe-Trave-Kanal ist Lübeck an die Elbe und damit an die Nordsee angeschlossen.

Die Weser hat ein wesentlich kleineres Hinterland als die Elbe, sie ist weniger wasserreich und fliesst bis zur Porta Westfalica in vielgewundenem Lauf durch Hügelland. Grosse Schiffe können auf ihr nur bei günstigem Wasserstand verkehren. Diese ungünstigen Verhältnisse machen sich besonders für Bremen sehr geltend, wobei noch zu beachten ist, dass das Wesergebiet in einem Teil des überseeischen Verkehrs von den belgischen und holländischen Seehäfen bedient wird. Die zurzeit im Bau befindlichen Arbeiten bezwecken: 1. die Verbindung des Wesergebietes mit dem Ruhrkohlengebiet durch den sog. Rhein-Leinekanal, der bis Hannover führt, 2. die Herstellung eines Grossschiffahrtsweges bis Minden, also bis zum Schnittpunkt mit dem genannten Kanal, wodurch Bremen Wasserverbindung mit Westfalen-Südhannover erhält, 3. die Verbesserung der Schiffahrt oberhalb Minden. Weitere Pläne beziehen sich auf die Kanalisierung der Werra, sogar auf die Verbindung Werra-Main. –

Die Ems mit dem Seehafen Emden hat eine ziemliche Bedeutung erhalten durch den Bau des Dortmund-Ems-Kanals, der eine „deutsche Rheinmündung“ sein könnte, wenn er nicht soviel Höhe überwinden müsste und wenn seine Schiffe nicht soviel kleiner wären als die Rhein- und die Rhein-Seeschiffe. Die Hauptbedeutung des Dortmund-Ems-Kanals liegt in der Verbindung des östlichen Teiles des Ruhrkohlenbezirks mit Emden. Die Entwicklung des Verkehrs auf dem Kanal und des Hafens Emdens kann nicht gerade als glänzend bezeichnet werden.

Der Rhein ist der wichtigste Strom nicht nur Deutschlands, sondern Europas und neben dem Seen-Gebiet Nordamerikas die wichtigste Binnenwasserstrasse der Welt. Zu beklagen ist, dass seine Mündung nicht deutsch ist, denn damit fällt ein gewaltiges deutsches Hinterland fremden Seehäfen zu; dass sein Oberlauf nicht in Deutschland liegt, wird auch in Zukunft kaum nachteilig werden. Die verkehrsgeographische Lage des Rheins kann man als geradezu einzigartig glänzend bezeichnen: er mündet in die Nordsee, den Knotenpunkt des Weltverkehrs, dem grössten Hafen der Welt (London) gegenüber, er durchströmt das wichtigste kontinentale Kohlenbecken, er verläuft nicht fern ab von zwei weiteren Becken (Aachen und Saar), er sendet nach Osten und Westen Lahn, Main und Neckar, Mosel und Saar aus, Rhône (Doubs) und Donau entspringen in seinem Machtgebiet, er stösst am weitesten nach Süden vor und zwar grade nahe der Stelle, an der das Hindernis der Alpen verkehrstechnisch am wenigsten schlimm ist, und an derselben Stelle stösst das Mittelländische Meer am weitesten nach Norden vor, sodass hier sein wichtigster europäischer Hafen – Genua – sich bildete; hier wohnt ausserdem am Rhein das arbeitsfrohe Volk der Schweizer, und jenseits der Alpen liegt die reichste Gegend Südeuropas, die Lombardei.

Nach der Grösse der Schiffe kann man den Rhein in folgende Strecken einteilen: 1. fahrbar für Seeschiffe bis Köln, ausnahmsweise sogar über Koblenz hinaus, 2. fahrbar für grosse Rheinschiffe (2000 t) bis Mannheim, 3. fahrbar für kleine Schiffe bis Strassburg (auch Basel).

An Verkehrsbeziehungen sind ausser dem sehr hochentwickelten Verkehr der Zwischenorte untereinander folgende Hauptgruppen zu unterscheiden: 1. vom Meer nach dem Ruhrkohlengebiet (Ruhrort, Rheinhausen, Walsum, besonders wichtig für die Eisenerzeinfuhr), 2. vom Meer nach dem Mittelrhein und Main bis ausschliesslich Mannheim, 3. vom Meer nach Mannheim, 4. von den Ruhrhäfen rheinabwärts zum Meer, 5. von den Ruhrhäfen rheinaufwärts bis Mannheim.

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Handbuch der Politik – Band 2. Dr. Walther Rothschild, Berlin und Leipzig 1914, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Handbuch_der_Politik_Band_2.pdf/291&oldid=- (Version vom 2.10.2021)