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II. Was wir vom Kriege sahen
Im Schlafwagen zwischen Königsberg und Marienburg, den 28. Oktober.

Nächtlicherweile haben wir wieder die Grenze überschritten. Ich merkte nichts davon. Zum erstenmal hatte sich nämlich der wohltätige Sandmann herbeigelassen, mir auch im Bahnzug Aufwartung zu machen. Ich konnte durchschlafen, da wir als militärischer Transport von der Grenzrevision verschont blieben.

Es ist Sonntag. In der Stadt der reinen Vernunft hörte ich sogar Glocken läuten. Wo wir gewesen, da hatten die Russen sie fortgeschleppt. Ebenso alle Bronzedenkmäler. Ihre Zarin Katharina, ihren Murawiew, den Henker Polens, oder auch ihren Puschkin wird man ihnen für eine einzurichtende Erinnerungs-Puppenallee in Moskau oder Nowgorod oder Kasan neidlos lassen. Die Glocken aber müssen über kurz oder lang ersetzt und die ausgebrochenen Löcher im Turmgemäuer, durch die man sie niedergelassen, wieder geflickt werden. Vorläufig behilft man sich auf urwüchsige

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Fritz Hartmann: Ob-Ost. Gebrüder Jänecke, Hannover 1917, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HartmannObOst.pdf/21&oldid=- (Version vom 1.8.2018)