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erbrach die Keller des Schloßgartenrestaurants und feierte mit seinen Zechbrüdern ein Abschiedssektgeschwelge im Stile Peter des Großen. Die Truppen plünderten alle Schnapskneipen und lagen sternhagelvoll auf den Straßen umher. Alles, was man an Zerstörung sieht, ist russische Arbeit. „Max“ und „Germania“, die beiden deutschen Mörser, die vom Markte aus unter dem Jubel der Mitauer dem abziehenden Asien den Abschied boten, haben nur einige Dachpfannen des Stadthauses heruntergepfiffen.

Du siehst, mein lieber Ernst, Kriegslorbeeren habe ich nicht ums Haupt flechten können. Nicht einmal Schlachtenbummler kann ich mich nennen und gegen Dich, den Schlachtenschlager, stehe ich zwergig da. Dieser Brief wäre kaum geschrieben ohne die Annahme, daß Dir, der – übrigens ein seltener Fall – bisher stets an die Westfront gefesselt blieb, der Vergleich mit den Kampfgebieten des Ostens nicht ohne Reiz wäre. Feinde habe ich nur in der unschädlichen Erscheinungsform als Wald-, Feld-, Straßen- und Fabrikarbeiter zu Augen bekommen. Meist Russen. Wenn ihre Schipperkolonnen vorbeigeführt wurden, fiel mir die kalte Gleichgültigkeit

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Fritz Hartmann: Ob-Ost. Gebrüder Jänecke, Hannover 1917, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HartmannObOst.pdf/30&oldid=- (Version vom 1.8.2018)