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Kirche ist abgeschossen. Aus der Memel ragen die Schornsteinspitzen zweier versenkter Dampfer. Das Bahnhofsviertel ist ein Trümmerfeld.

Auch inmitten der Stadt starren Dich die erloschenen Fensteraugen ausgebrannter Häuser an. Verwaltungsgebäude! Die Russen waren mit deren Einäscherung immer sehr fingerfertig. Es lag manchem manches daran, unbequeme Belege auf faßliche Art für immer zu beseitigen.

Nicht minder haben die Moskowiter in Mitau den Kehraus ihres jüngsten Tages mit der Brandfackel getanzt. Brücken, Kronsgebände, Fabriken wurden hirnwütig gesprengt. Wenn die Feuerwehr kam, haben die Soldaten ihnen das Löschen gewehrt. Die Häuser Deutschgesinnter wurden nächtlicherweile mit roter Farbe angekreuzt. Meist unterblieb jedoch das zugedachte Rache- und Vernichtungswerk. Die Besitzer schrubberten nämlich schleunigst das Kainszeichen wieder ab und stellten gegen das drohende Feuerkommando für alle Fälle ein paar Flaschen hochprozentigen Feuerwassers bereit.

Es war überhaupt ein betrunkener Tag. Polizeimeister Markatun, ein berüchtigter Tschinownik,

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Fritz Hartmann: Ob-Ost. Gebrüder Jänecke, Hannover 1917, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:HartmannObOst.pdf/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)