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brauchte man Kaum ein 30 biß 40 röhren Von den Verschloßenen Waßerhäußern, allwo es gefaßet Wird, biß in die Schule, so Würde alßdann ein Christlöblich Vnd nützliches Werck gestiftet.

7. Findet man hie einen Schull-Keller, darinnen Wohl ein 100 Kuffen Bier liegen Können, Vnd Wir Schull Collegen haben nicht ein räumchen, da man sommers Zeit eine frische Butterbüchße halten Könte, sondern der Schencke auf hiesigen Raths Keller hatt selbigen inne, Vnd leget doch fast nichts das gantze Jahr hinein, bitten demnach demüthigst vmb Wiedereinräumung deßelben.“[1]

Bei solchen Verhältnissen kann man die Wünsche des Rectors gewiß nur als billige bezeichnen, und dennoch sollten sie ihm nicht erfüllt werden. Der Superintendent, dem man die in Frage stehenden Klagepunkte zur Begutachtung vorgelegt, bemerkte einfach dazu: „Die Punkte betreffen die Verbesserung der Schulwohnung. Da kann zur andern Zeit an seinem Orte füglicher, als itzo gehandelt werden.“[2] Das Schulhaus blieb also in seinem bisherigen Zustande, bis es 14 Jahre später, nämlich 1685, der große Brand, sicherlich nicht zum Bedauern der darin wirkenden Lehrer, vernichtete.

Indem wir vom Gebäude wieder auf die in demselben befindliche Anstalt übergehen und dabei noch einmal das 16. Jahrhundert ins Auge fassen, muß bemerkt werden, daß in Ermangelung von darauf bezüglichen Notizen nicht angegeben werden kann, in welcher Weise man damals die Schüler beschäftigte; dagegen wissen wir Einiges über ihren Dienst als Currendaner. Die Einrichtung, stimmbegabte Knaben gegen Gewährung von Unterricht aufs Chor zu nehmen, um einen Theil des Gottesdienstes abzusingen, hat jedenfalls schon zu der Zeit in Dresden bestanden, als diese Stadt noch katholisch war. Die Einführung der Reformation änderte in diesen Verhältnissen nur insoweit etwas, als einem Theil der Chorschüler jetzt die Aufgabe zufiel, auf den Gassen solche geistliche Lieder abzusingen, die theils die Lehrsätze der römisch-katholischen Kirche bestritten, theils die der protestantischen unterstützten. Daß dies ein treffliches Mittel war, dem Volke die Reformation nach und nach bekannter und beliebter zu machen, liegt auf der Hand, und es ist daher von Burney[3]


  1. Rathsactenstück A. II, 69. Fol. 228.
  2. A. II, 69. Fol. 248.
  3. The Present State of Music In Germany etc. London 1773. 2. Band S. 66