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Wir bemerkten schon, daß mit seinem Eintritte in letztere Anstalt ein neuer Geist in dieselbe einzog, und können die Wahrheit unserer Behauptung nicht besser beweisen, als wenn wir zunächst den Zustand des Lehrinstituts schildern, wie ihn der neue Rector im Schulprogramm von 1855 dargelegt hat.[1] „An Lehrapparaten gab es etwa 3 Gegenstände in brauchbarem und 3–4 in unbrauchbarem Zustande. Die Bibliothek zählte 38 Werke von geringerem Werthe und mehrere gewöhnliche und veraltete Landkarten. Für Naturgeschichte, Anthropologie, Technik etc. gab es keine Veranschaulichungsmittel, und dem Zeichenunterrichte fehlte es durchaus an Musterblättern. Ueberhaupt fand sich bis 1838 im Haushaltplane der Schule kein Posten für Vermehrung der Lehrapparate. Die Zahl der meist den ärmeren Ständen angehörenden Schüler betrug im April 1838 98, und davon waren nur 3 über 14, die übrigen 6–14 Jahre alt. Keiner der Zöglinge hatte seine Heimath außerhalb Dresden. Von den 98 Schülern zahlten nur 80 Schulgeld und zwar 30 à jährlich 6 Thlr., d. h. die der 4. Klasse, oder richtiger die 2. Abtheilung der 3. Klasse (die A-B-C-Schützen), 22 jährlich à 8 Thlr., 19 jährlich à 12 Thlr. und 9 jährlich à 16 Thlr., ergiebt einen jährlichen Schulgeldertrag von 728 Thlr. Die Aufnahmegebühren von 32 neu eintretenden Schülern betrugen 28 Thlr.“

Da Beger den Begriff „höhere Bürgerschule“ so auffaßte, daß sie „eine Bildungsanstalt für Kinder zur allgemeinen Vorbereitung auf alle höheren Berufsarten und Verhältnisse des Lebens“ sei, so trat mit seiner Anstellung wieder eine Reorganisation der Schule und die Einführung eines neuen Lehrplanes ein. Man gab das bisher übliche Fachsystem auf und griff wieder zum Klassensystem, wenn auch die Herstellung der neuen Ordnung wegen Ungleichheit der Schüler und der Wünsche und Ansprüche der Aeltern viel Noth und Verlegenheit bereitete. Als vorherrschende Norm für Klassificirung und Translocation der Schüler galt von nun an das Maß der Kenntnisse in Religion, deutscher Sprache und Arithmetik[WS 1]. Da auch eine 4. Klasse vorhanden war, bestimmte Beger, daß die 3 oberen Klassen Vormittags von 8–11 Uhr, die untere von 9–12 Uhr, Nachmittags alle von 2–4 Uhr Unterricht hätten.[2]


  1. Seite 13 u. ff.
  2. Hist. Sax. G. 807.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Arithemtik