Seite:Heft02VereinGeschichteDresden1875.pdf/52

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

bewirkte dieses Wunder. Von 2 Töchtern einer im Hause seiner Aeltern wohnhaften hochgestellten Familie nämlich machte die ältere „durch ihre körperliche Schönheit und Anmuth, wie durch die Feinheit ihres Geistes und die Zartheit ihres Gemüthes“ einen solchen Eindruck auf den Handwerkslehrling, daß er sich ihr nach und nach näherte, mit ihr schließlich in innigen Verkehr trat und dabei die Erklärung erhielt, daß nur die Aufgabe des bisherigen Berufes und das Betreten der wissenschaftlichen Laufbahn die Möglichkeit böte, sich einmal ganz zu gehören.

Von diesem Augenblicke an war in Beger alle Lust zur Tischlerei geschwunden und nur der Gedanke, studiren zu dürfen, bewegte sein Inneres. Die Mutter wurde für diesen Plan zuerst gewonnen; der Vater folgte, wenn auch nur widerstrebend. Da Beger sich dem Studium der Theologie zuwenden wollte, aber durchaus keine Vorkenntnisse in den hierzu erforderlichen alten Sprachen besaß, begann er deren Studium unter Beihilfe von einigen nicht sonderlich tüchtigen Privatlehrern mit solchem Eifer, daß er bereits nach 4½ Monaten 1818 in die Secunda der Kreuzschule aufgenommen werden konnte. Soviel vermögen ernster Wille und muthige Ausdauer! Nach vierjährigem Besuche des vorhin genannten Gymnasiums ging Beger nach Leipzig und studirte zwar Theologie, vertauschte aber schließlich doch, so sehr sich auch seine Aeltern widersetzten, den Predigerberuf mit der academischen Lehrthätigkeit, „weil ihn beim Betreten der Kanzel stets eine an Verzweiflung grenzende Angst überfiel.“

1826 erwarb er nicht nur die philosophische Doctorwürde, sondern bestand auch in vorzüglicher Weise die theologische Prüfung pro candidatura, worauf er im nächsten Jahre mit einem Gehalt von 200 Thlr. als Lehrer an der Kreuzschule eintrat. So war denn damit der eine Zweck seines Lebens erreicht, nämlich in der wissenschaftlichen Laufbahn eine Stellung errungen; aber das Glück, mit dem von ihm hochverehrten Mädchen für immer verbunden zu sein, konnte er deshalb nicht genießen, weil die Aeltern desselben schon über seine Hand verfügt hatten. Nach einer 5jährigen gesegneten Wirksamkeit an der Kreuzschule wurde Beger den 7. Januar 1833 Vicedirector am Friedrichstädter Seminar, und Ostern 1838 Rector an der Neustädter Schule.[1]


  1. Siehe Ausführlicheres in: „Mein Leben und Wirken.“ Selbstschilderung von Dr. Fr. Aug. Beger. Frankfurt a. M., 1860.