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einlud: „De Vi Consuetudinis In Literarum Studio.“ Das Rectorat wurde nach Schäfers Ableben vor der Hand nicht wieder besetzt, sondern von dem Subrector Koch bis zum 1. Mai 1803 interimistisch mit verwaltet; doch erhielt dieser für die vermehrte Arbeit nichts, da des Rectors Besoldung, Accidenzien, Legatenzinsen, sowie das Schulgeld der Zöglinge an die Schulinspection abgegeben werden mußten, welche diese Einnahmen für die zu errichtende Schulkasse ansammelte.[1] Mit Eröffnung der Anstalt als höhere Bürgerschule den 16. Mai 1803 übernahm Christian Friedrich Paufler ihre Leitung, doch behielt er diese nur 1 Jahr, da er 1804 sich als Rector nach der Kreuzschule versetzen ließ, in welcher Stellung er bis zu seinem Tode 1816 thätig war. In Neustadt wurde nach Paufler’s Abgange als Dirigent der Schule Gotthard Friedrich Anger[2] eingewiesen, der zu der ersten unter seiner Direction den 6. November 1804 stattfindenden Prüfung durch ein deutsches Programm einlud, das „einige Forderungen an die Aeltern und Erzieher der Kinder“ enthält, „die in der höhern Bürgerschule zu Neustadt bei Dresden unterrichtet werden.“ Anger stand derselben bis 1838 vor, in welchem Jahre er in den Ruhestand trat und in Dr. Friedrich August Beger einen Amtsnachfolger fand. Da derselbe von dem größten Einflusse auf die Umgestaltung der Neustädter Schule gewesen ist, wird man es billig finden, wenn wir aus seinem Leben etwas mehr als einige Data geben, umsomehr, als wir eine trefflich geschriebene Selbstbiographie von ihm besitzen.

Am 10. März 1802 in einer schlichten Bürgersfamilie in hiesiger Stadt geboren, besuchte Beger bis zu seiner Konfirmation eine Elementarschule und trat dann auf Wunsch seines Vaters in dessen Tischlerwerkstatt ein, um als der älteste Sohn des Hauses das väterliche Handwerk zu erlernen und später einmal das Geschäft zu übernehmen. Bereits nach 1½ Jahren war der Lehrling durch verständige und einsichtsvolle Leitung so weit gebracht, daß er ein allen Anforderungen entsprechendes Gesellenstück anzufertigen vermochte. Durch welchen Umstand, fragt man gewiß, wurde aus dem einfachen Tischler ein so anerkannter Mann der Wissenschaft? Die Liebe


  1. Rathsactenstück B VII, 12.
  2. Dessen Nekrolog in der „Allgemeinen Schulzeitung.“ 1853, Nr. 80.