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Geschichte
der
Neustädter Realschule in Dresden.
Säcularschrift zur Feier ihres historisch beglaubigten 400jährigen Bestehens
von
Adolf Hantzsch, Lehrer an der VI. Bezirksschule.




Zu den Erfahrungen, die der Geschichtsforscher nicht zu selten zu machen Gelegenheit hat gehört auch die, daß er den Zeitpunkt gewisser, nicht gerade weltbewegender Ereignisse mit Sicherheit nicht festzustellen vermag, sei es, daß man es unterließ, Aufzeichnungen darüber zu machen, sei es, daß zerstörende Einflüsse das etwa Niedergeschriebene vernichteten. Für den eben ausgesprochenen Satz liefert auch die Geschichte der Neustädter Realschule einen Beweis, da das Gründungsjahr der genannten Anstalt durchaus nicht ausfindig gemacht werden kann, obgleich über die Zeit ihrer Entstehung mancherlei allerdings unbewiesene Behauptungen aufgestellt worden sind. So sagt der Rector Beger in seiner Festrede bei Einweihung des noch gegenwärtig benutzten, aber durchaus nicht mehr zureichenden Gebäudes der Neustädter Schule (den 6. November 1854): „Wenn ein hohes Alter, wenn eine durch mehrere Jahrhunderte fortgesetzte Wirksamkeit an sich Anspruch auf Achtung und Ehre verleiht, so darf sich dessen die Schule zu Neustadt um so mehr erfreuen, da sie die älteste Lehranstalt unserer Stadt ist.“ Woher er diese Behauptung genommen, ist nicht ersichtlich, da er fortfährt: „Ueber ihre ältere Geschichte besitzt man in genügender Art weder urkundliche, noch traditionelle Nachrichten. Ihr Wirken vor und lange nach dem großen Brande 1685 übergehen die Annalen der Stadt mit Stillschweigen, da das anspruchslose Walten in den Lehrstätten der Jugendbildung dem Auge des Chronisten ja meist verborgen bleibt. ... Nur erst über die Umwandelung des Neustädter Gymnasiums in eine höhere Bürgerschule liegen in einigen Actenstücken zuverlässige Berichte vor.“[1]


  1. Programm der Neustädter Realschule vom Jahre 1855, S. 5 u. 6.