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drängt sich die Annahme auf, daß mit der Wiederherstellung auch eine beträchtliche Erweiterung verbunden gewesen sei.

Schließlich aber muß das damals Geschaffene doch auch recht unzulänglich gewesen sein; denn wenn wir auch kein Gewicht auf die mehrfachen Ausbesserungen legen, welche sich noch im Verlauf der von uns hier behandelten Periode nötig machten, so muß es doch auffällig erscheinen, daß das Gebäude schon im J. 1556 wieder bei den Verhandlungen, die zu seinem demnächstigen Abbruch und nochmaligen Wiederaufbau führten, als alt, finster und baufällig bezeichnet worden ist.[1]

Der wichtigste Raum des Schulgebäudes war die im Erdgeschoß gelegene Schulstube, welche noch über den Abschluß der hier behandelten Periode herab allein für die Unterweisung aller Altersstufen und Abteilungen der Schüler zu dienen hatte.[2] Die Beschickung des in ihr befindlichen großen Ofens, sowie wohl überhaupt der Hausdienst lag einem in einer Kammer des Hauses wohnenden Kalfaktor ob.[3] Für den Schulmeister war ein Katheder vorhanden.[4] Unter den zeitweilig einzeln oder zu zweien


  1. Über denselben vgl. H. M. Neubert, Vortrag an das Stadtratskollegium zu Dresden über die Rechtsverhältnisse der Kreuzschule, Dresden 1862, S. 36 ff. In der ihm damals gegebenen Gestalt, wenn auch späterhin wiederholt, und zuletzt namentlich im J. 1812, erweitert und verändert, steht das Gebäude im wesentlichen noch heutzutage da. Allerdings beherbergt es seit 1866 die Kreuzschule selbst, die damals ihr neues Gebäude am ehemaligen Jüdenteich, jetzt Georgplatz, bezog, nicht mehr, wird auch wohl nicht mehr lange erhalten bleiben.
  2. Darüber, wie in der großen Schulstube, auch des neuen Gebäudes noch, bis 1704 mehrere Klassen unterrichtet wurden, s. die Nachweise im 1. Anhang zu meiner Abhandlung über den Rektor J. Bohemus, Neue Jahrb. f. Philol. u. Pädag., Bd. 112 (1875).
  3. B.-A.-R. 1493/4 (Bl. 247 a): „2 gr. vor 1 eißen in des calfactors kamerfenster“. Beim Aufbau des Ofens wurden Steinmetzen mehrere Tage beschäftigt. Die Ofengrube, die wohl vom alten Gebäude her erhalten war, wurde bald nach Beginn des Baues gereinigt und dann für sich besonders mit Schindeln gedeckt; sie sprang wahrscheinlich aus der Hinterseite des Gebäudes frei heraus und war von dort her zugänglich.
  4. B.-A.-R. 1473/4: „6 gr. zwen czimmerlewthen, dij daß gemach machten vnde dij kathedra in der schwle“; 1493/4: „22 gr. vor 1 kathedra, vor 1 naw tafel vnd von der alden tafel tzu bessern“.