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erfahren. Aber wer sich darein versenkt, kann sich gerade in diesen dem Augenblick entstammenden, dem Augenblick gehörenden Aufzeichnungen leicht in den Geschäftsgang, in die Sitten und Anschauungen jener Zeit versehen. Fühlt man ja selbst große weltgeschichtliche Ereignisse am tiefsten nach, wenn man ihren mächtigen Hauch verspürt in dem kleinsten Tagesleben. – Da beide Tagebücher nach Zweck und Inhalt nicht verschieden sind, haben wir es in der Darstellung verschmäht, sie auseinander zu halten und gesondert zu behandeln, sondern sichten ihren Inhalt gleichzeitig nach den gleichen Gesichtspunkten. Nach den oben dargelegten Reiseplänen erkennt der Leser leicht, welchem der beiden Tagebücher ein Beleg entnommen ist.

Es war keine leichte, noch weniger eine angenehme Aufgabe, die diese vier Männer auf sich genommen hatten. Schon das Reisen in jener Zeit war beschwerlich: vor allen Dingen war der Stand der damaligen Verkehrsmittel dem Bestreben, zugleich billig und schnell vorwärts zu kommen, wie es hier im Interesse der Sache geboten war, sehr wenig günstig. Die regelmäßigen Posten gingen selten, kamen auch nur langsam vorwärts, waren teuer und gewährten außerdem gegen Witterungseinflüsse keinen genügenden Schutz, wie auch unsere Reisenden zu ihrem Schaden erfahren mußten. Oft benutzten sie, um eher weiterzukommen oder um billiger zu reisen, andere Gelegenheiten, gemietetes Fuhrwerk, den Wasserweg, wo es anging. Vereinzelt ritten und gingen sie auch. Die öffentliche Sicherheit war mangelhaft. Um sicherer zu reisen, sollten sie nach ihrer Instruktion überall den Magistrat „umb eine Fehde ohne Entgeld“ bitten, d. h. um freies Geleit.

Die Wege außerhalb der großen Poststraßen waren meist schlecht, selbst gefährlich. Zwischen Ottersberg und Stade mußten die Gesandten eine sehr gefährliche Stelle passiren. Rincke erzählt: „Nun solten wir balt an ein gefährliches Loch kommen, dadurch wir musten passiren, anders in die 2 Meilen umbfahren, das wolte der Bauer auch nicht gerne thun und doch furchte er sich sehr darfür, fragte alle, die uns begegneten, wie es darmit beschaffen sey, die alle sprachen, man solte sich wohl darfür hütten, den vor weniger Zeit sey einer durchgefahren und wehren Menschen und Pferde darinnen unttergangen, als wir nun endlichen dahin kahmen,