Wirkenskreise und für seine ersten selbständigen Arbeiten daselbst alle genaueren Anhaltspunkte. Er äußert sich nur später gelegentlich, daß er „zwei Jahre“ in der Fremde gewesen sei und dort Beschäftigung „in seinem Fache“ gefunden habe. Das kann von seinem damaligen Standpunkte aus nur heißen: im Fache der Bildnismalerei. Wir sehen also, daß er schon zu Anfang der dreißiger Jahre sich für das Porträt entschied.
Welche Orte der Künstler auf seiner ersten Reise berührt und wie lange er an den einzelnen Orten verweilt hat, ist nicht mehr zu ermitteln. Nur vermuten können wir, daß bereits in jenen Jahren sich dem jungen, lebensfrischen Kavalier besonders adelige Häuser gastfreundlich öffneten. Dort finden sich vielleicht auch noch Zeugnisse seiner künstlerischen Tätigkeit; bekannt ist allerdings kein einziges dieser Jugendwerke mehr[1].
Fand Rayski in der Fremde auch genügende Beschäftigung, die ihm zusagte, so mochte er doch – gerade weil ihm diese Beschäftigung mehr und mehr zur Lebensaufgabe ward – im Grunde seines Herzens fühlen, daß ihm zur vollen Künstlerschaft noch manches fehlte. Er war in derartigen Fragen stets zu streng gegen sich selbst und zu gewissenhaft, als daß er ein Manko sich verschwiegen, es nicht auszumerzen versucht hätte. So sehen wir ihn denn 1831 nach Dresden zurückkehren, in der ausgesprochenen Absicht, seinen Studien auch äußerlich einen gewissen Abschluß zu geben.
Er besuchte (nach seiner eigenen Angabe) in Dresden nochmals seine alte Bildungsstätte, die Kunstakademie, anscheinend freilich nur kurze Zeit und ohne sich einem bestimmten Lehrer anzuschließen. Auch kann er nicht noch einmal offiziell rezipiert worden sein; denn in den Personalverzeichnissen der Akademie fehlt während der Jahre 1831 bis 1834 sein Name gänzlich. Er trat gleich in die oberste Klasse ein. Die Schüler dieser Klasse studierten besonders im Aktsaale nach der Natur und bildeten sich unter Anleitung ihrer Lehrer weiter an den Meisterwerken der Gemäldegalerie.
Im Aktsaale nahm Rayski das Studium des menschlichen Körpers in Anspruch – die Grundbedingung für den Porträtisten.
- ↑ Erst nachträglich erfahre ich, daß ein Porträt des Philipp Sichart von Sichartshofen sowie ein jugendliches Selbstbildnis – beides offenbar Werke dieser Frühzeit – im Besitze der Damen von Boxberg in Tharandt erhalten sind. Mir waren die Bilder bisher nicht zugänglich.
Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/32&oldid=- (Version vom 15.2.2024)