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Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/97

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Besonders seit 1873. Damals bezog er die Wohnung, die er 17 Jahre lang, bis an sein Ende, inne hatte. Sie war in einem großen Hause an der Bürgerwiese in Dresden, vier Treppen hoch.

Bedeutsame Wandlungen gingen in dem Alternden vor sich. Er verstand seine Zeit nicht mehr und sah sich selbst unverstanden. Nur eine kleine Zahl von Freunden blieb ihm treu. Unter ihnen finden wir den berühmten Historienmaler Heinrich Hofmann, der seit 1862 in Dresden lebt. Noch heute schätzt dieser Künstler Rayski „seines liebenswürdigen und vornehmen Charakters wegen“ sehr hoch.

Im innigsten Verkehre stand der Maler mit seinen beiden in Dresden wohnenden Schwestern Marie Alison (einer verwitweten Doktor Clauß) und Minna Pompilia. Im Jahre 1875 erweiterte sich dieser Kreis. Der ältere Bruder, Heinrich Leo, hatte als österreichischer Major seinen Abschied genommen und zog jetzt zu seinen Geschwistern nach Dresden. Leider sollte das Familienglück nicht lange währen. Denn 1878 starb der Major im Alter von 75 Jahren, und schon einige Monate später folgte ihm Minna Pompilia im Tode nach, wenige Tage nach Vollendung ihres siebzigsten Lebensjahres. So ward es immer stiller und einsamer um den Greis.

Obgleich Rayski im Adreßbuch auch jetzt noch als „Portraitmaler“ verzeichnet war, scheint er doch nichts Nennenswertes mehr gearbeitet zu haben. Wenigstens läßt sich eine genaue Zeitbestimmung für solche Gemälde nicht geben. Dem Jahre 1874 wird – wie oben erwähnt ist – das schöne, reife Bild „Sammelruf im Quartier“ zugeschrieben; es ist aber wahrscheinlich früher entstanden. In die achtziger Jahre sollen noch zwei Tierbilder gehören: der sehr zart aufgefaßte Kopf eines Rehbockes im Bastgehörn und Winterkleid (s. S. 67) und ein „Fuchs, der seinen Bau verläßt“[1]. Dieses Bild fand sich unvollendet im Nachlasse des Künstlers vor; Siegwald Dahl hat es fertig ausgeführt. Im Dickicht des Waldes schreitet der Fuchs lauernd nach links. Feinsinnig ist die Morgenstimmung im schweigenden Walde wiedergegeben, alle Einzelheiten sind mit Sorgfalt behandelt. Doch läßt das Gemälde in seinem jetzigen Zustande ein Urteil kaum zu, da nicht bekannt ist, in welchem Maße Dahl daran tätig gewesen ist. 1875 war Rayski zum


  1. Jetzt im Besitze des Herrn Barons H. Blome in Dresden.
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/97&oldid=- (Version vom 21.2.2024)