letzten Male auf der akademischen Kunstausstellung vertreten, und zwar mit einem älteren Bilde aus Privatbesitz, dem „Hasen im Schnee“ (s. S. 63). Aus den folgenden Jahren ist nur noch ein Werk sicher bekannt, das seiner Originalität wegen hier genauer beschrieben zu werden verdient. Es entstand zwischen 1875 und 1882, in Erinnerung an geschichtliche Vorgänge.
Um das Jahr 1880 weilte der Maler längere Zeit auf dem Rittergut Großwelka bei Bautzen, das sein Vetter O. R. von Boxberg († 1882) 1875 erworben hatte. Gesprächsweise erfuhr er hier, daß Napoleon I. 1813, am Abend nach der Schlacht bei Bautzen (20. Mai), sich mehrere Stunden auf diesem Rittergute aufgehalten hatte und in einer Lindenallee des Gartens auf- und abgegangen war. Gewaltige Gedanken mochten den großen Korsen dabei bewegt haben. Den hochbejahrten Künstler reizte diese Erzählung so sehr, daß er sich auf Anregung seines Vetters sofort entschloß, den Vorgang darzustellen. Die Gartenmauer, auf die jene Lindenallee zuführt, mußte den Grund für das Bild abgeben, das nun mit gewöhnlicher Leimfarbe auf den Mauerputz aufgemalt ward. Auf ihm ist die Allee fortgesetzt, in der Napoleon, dem Beschauer den Rücken zukehrend, die Hände verschränkt, dahinschreitet[1]. In wenigen Tagen war das Kunstwerk fertig. Perspektivisch ausgezeichnet, wirkt es auf einige Entfernung so täuschend, daß man einen wirklichen Spaziergänger zu sehen glaubt. Leider hat es unter den Einflüssen der Witterung sehr gelitten.
Dieses Großwelkaer Wandgemälde[2] ist das letzte Zeugnis der künstlerischen Tätigkeit Rayskis. Seinen künstlerischen Interessen blieb er treu. Noch in seinen späten Lebensjahren nahm er Anteil an derartigen Fragen, gehörte auch bleibend dem Sächsischen Kunstverein als Mitglied an.
Zwei schwere Schläge trafen den Achtzigjährigen 1887 und 1888. Am 21. September 1887 fand sein Freund, der Reichsgraf C. H. E. von Einsiedel, durch einen Sturz vom Wagen in der Nähe
- ↑ Im Nachlaß des Künstlers befinden sich Skizzen mit kleinen Napoleonsfiguren (s. S. 79).
- ↑ Es ist übrigens nicht das einzige. An ein (später niedergebranntes) Wirtshaus zwischen Großwelka und Milkel soll er einen Jäger gemalt haben, dessen plastisch ausgearbeiteter Arm einen Bierkrug hielt. Die Herzogswalder Wandgemälde sind bereits erwähnt.
Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/98&oldid=- (Version vom 21.2.2024)