Um die Mitte des ersten Jahrtausends christlicher Zeitrechnung gründete sich das Volk der Sorben im Elbtal eine neue Heimat. In Tracht und Sitte, in Gerät und Schmuck unterschied es sich von den älteren Bewohnern der Landschaft – ungehenkelte Gefäße, silberner Kleinschmuck, eine andere Art der Bestattung kennzeichnen die sorbischen Grabstätten ebenso sicher, wie es gewiß ist, daß zwischen diesen und den Grabfunden älterer Zeit kein Zusammenhang und kein Übergang besteht. Die Verschiedenheit der sorbischen und vorsorbischen Siedlungen erstreckt sich auch auf die örtliche Anlage. 1906 wurden nördlich vom alten Dorf Kaditz an der Elbe Siedlungsstellen auf dem neuen Gottesacker aufgedeckt. Man fand Gefäßscherben, die bestimmt der vorsorbischen Zeit angehören, Stücke vom Bewurf einer Wohnstätte mit Abdrücken des zum Bau verwendeten Holzes und durchbohrte tönerne Gewichte, so schwach gebrannt, daß sie bei ihrer geringen Widerstandsfähigkeit gegen das Wasser als Geräte für die Fischerei, etwa zum Beschweren von Netzen, unmöglich gedient haben, vielmehr nur als Webstuhlgewichte in Frage kommen können[1]. Es bestand hier schon vor der sorbischen Zeit eine Siedlung, die nicht zu flüchtigem Verweilen, sondern zu dauerndem Aufenthalt eingerichtet war.
Welchem Schicksal die vorsorbische Ansiedlung dann verfallen ist, läßt sich an der Hand der dürftigen Funde nicht erweisen. Wie
- ↑ Mitteilung von Prof. Dr. Deichmüller. Ein kleines Gefäß ist der Schule zu Kaditz übergeben worden, weitere Funde der K. Prähistorischen Sammlung. Vgl. auch Dresdner Anzeiger 1907, Sonntagsbeil. 36–38. Das dort erwähnte Kaditzer Urnenfeld ist seiner Lage nach nicht bestimmt.
Otto Trautmann: Kaditz bei Dresden. i. A. des Verein für Geschichte und Topographie Dresdens und seiner Umgebung, Dresden 1909, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft21VereinGeschichteDresden1909.djvu/17&oldid=- (Version vom 2.2.2023)