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aber die örtliche Anlage verschieden war, so kann auch zwischen dem Gemeinwesen, das uns in der geschichtlichen Zeit zu Kaditz entgegentritt, und jener vorsorbischen Siedlung kein Zusammenhang bestanden haben. Die Wurzeln für die Entwicklung, die in dem heutigen Kaditz ausläuft, können nur in dem sorbischen Dorfe aufgesucht werden.

Der Name Kaditz wird von dem Sippennamen Kojetici, die Leute oder die Sippe des Kojeta abgeleitet[1]. Die Annahme der sorbischen Herkunft des Dorfs beruht aber nicht nur auf dem Namen.

Ursprünglich trat die Elbe näher an das Dorf heran, an seiner Südseite stand noch lange ein Altwasser, die „grüne Pfütze" genannt, das mit der Elbe stieg und fiel und in der Rinne eines früheren Elbarms lag. Diese noch deutlich ausgesprochene Rinne beginnt bei Mickten und zieht sich durch das Gelände bis Kaditz. Aus der Siedlung mündete dahin in späterer Zeit ein Abzugsgraben, der vom Dorfteich herabführte. Flach und niedrig saß die sorbische

Siedlung auf dem Ufer: es waren Hütten, die kaum mehr als das bloße Erdgeschoß besaßen; noch in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wird die zweigeschossige Anlage zu Kaditz als etwas Besonderes hervorgehoben[2]. Daß das Dorf hier von alters her seinen Platz gehabt habe, darauf kann mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit geschlossen werden; die Seßhaftigkeit der Bevölkerung wird schon in früher Zeit verbürgt – ob aber die Form, in welcher das Dorf heute erscheint, von alters her dieselbe gewesen ist, darüber können Zweifel bestehen. Stromaufwärts werden auf dem rechten Ufer der Elbe noch in geschichtlicher Zeit vier Ortschaften (Übigau, Borzen, Großmickten, Kleinmickten) an Stelle der dort später vorhandenen zwei kleinen Dörfer Übigau und Mickten genannt; ein ähnliches Verhältnis besteht für Kaditz, das mindestens ein Dorf, Glina, in geschichtlicher Zeit in sich aufgenommen hat. Als Dorfanlage, die uns aus ältester Zeit einheitlich überkommen ist, vermögen wir in der Gegend nur Radebeul nachzuweisen. Hier aber tritt uns die Form entgegen, welche auch andernorts als bezeichnend für sorbische


  1. Hey, die slawischen Siedlungen im Königr. Sachsen. – Jentsch, Fragebogen Kaditz der K. Kommission für Geschichte.
  2. Handelsb. P.A. 1574, Bl. 357.