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zu Kaditz erstreckte sich, im Norden vom Seegraben begrenzt, von Kaditz bis zum Dorfe Serkowitz, im Osten reichte sie unmittelbar bis an das Dorf Kaditz heran. Jährlich an Rügetagen, wenn das Recht des Dorfs gewiesen wurde, gedachte man des Markwegs. Vermutlich lag auch der Wirtschaftshof des Vorwerks, der sich kaum wesentlich von einem Bauernhof unterschieden haben wird, dort, wo sich Dorf und Vorwerksflur berührten; die Lage dürfte dieselbe wie zu Trachau, Kötzschenbroda und anderen Orten der Umgegend gewesen sein.

Bewirtschaftet wurde das Vorwerk in alter Zeit gleich anderem kirchlichen Besitz – dies läßt sich im Hinblick auf die Bewirtschaftung des Vorwerks zu Briesnitz sagen – durch einen „Hofmann", einen colonus[1], wie er zu Briesnitz heißt. Der Ertrag gehörte in der geschichtlichen Zeit der oboedientia dominicalis oder, wie sie später heißt, der oboedientia slavonica, einer der Pfründen des Bistums Meißen, welche an die Domherren verliehen wurden[2]. Die Obödienz, welche 1296 allein[3], 1311 mit sämtlichen andern zusammen genannt wird[4], nimmt schon wegen der Lage eines Teils ihrer Besitzungen eine Ausnahmestellung ein. Den Namen der oboedientia slavonica empfing sie zu einer Zeit, als die Sorben des Elbtals in der Hauptsache schon im Deutschtum aufgegangen waren, vermutlich zu Ende des 15. Jahrhunderts; sie führte ihn, weil neben dem Vorwerk Poppewitz und Dezemeinkünften aus Dörfern der Dresdner Pflege die um Bautzen gelegenen wendischen Dörfer Gnaschwitz, Coblenz, Cannewitz und Dobranitz zu ihr gehörten[5].


  1. Vicarien 8987, Bl. 143. „Item der Hoffman zu Breßnitz, der zweyer Herren, Archidiaconi und Kantoris.“
  2. Über die Verfassung und Verwaltung des Meißner Domkapitels siehe v. Brunn, genannt v. Kauffungen, im VI. Band, 2. Heft der M M.
  3. Cod. II, 1, S.251.
  4. Cod. II, 1, S. 276.
  5. H St A. loc. 8984. Der Procuratur Meißen Jahr-Rechnung 1633/4, Bl. 53, 202ff., 2l6ff., 338ff. Obedienz Schlavonica Michaeli 1633 und Walpurgis 1634: 2 fl. 17 gr. Dobranitz, 3 fl. 20 gr. Cannewitz, 5 fl. 19 gr. Cobolenz, 14 fl. 15 gr. Gnaschwitz, 25 fl. 15 gr. 4 ₰ Kaytitz Martini 1633, usw. Dezem von Gruhna, Blasewitz, Vorwerk Blasewitz, Tolkewitz, Laubegast, Striesen, Vorwerk Striesen, Reigk, Loschwitz, Papperitz, Vorwerk Papperitz, Pillnitz, Wachwitz, Seidnitz, Vorwerk Seidnitz, Hosterwitz, Pratzschwitz, Rochwitz, Löbtau. – Vicarien 8987, Bl. 110 (1529). – Cod. II, 1, S. 276. – Inhaber der Obödienz waren 1425 Wather von Köckeritz, Archidiakon der Lausitz (Cod. II, 3, S. 5), 1496 der Domherr Doktor Donatus Groß (Registrum 8987), 1528 Georg v. Reinsberg (Thumstifft 8987), 1547 Heinrich v. Bünau zu Radeburg, Domherr zu Meißen und Probst zu Budissin (Erbbuch D. I. Teil, Bl. 44), 1565 Petrus v. Neumark, Oberhauptmann in der Oberlausitz (DA.M. C 1122). Nach Petrus v. Neumarks Tode ward die Obödienz eingezogen (Coll. S. P. A. Bd. III, V Nr. 42). 1570 verpachtet noch Petrus v. N. die Dörfer, 1590 werden sie mit den Diensten und dem Mühlenzwang vom Amt Stolpen verpachtet. (Neues Lausitzisches Magazin, 70. Band S. 172: v. Bötticher, Die wendischen Obedienzdörfer.)