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(mit einem stärkeren Haken schräg gepflügt)[1], zum Schluß zur Saat gepflügt. Das Härteste war die erste Fahrt, das „Stoppeln“, da eine scharfe Roggenstoppel selbst eiserne Sohlen zerstach (man pflügte barfuß).

Eine ganz eigentümliche Entwicklung nahmen die Weideverhältnisse[2]. Die Schweine und das Rindvieh trieb man in den Wald, die Pferde bedurften andrer ausgiebiger Weide. Zu Kaditz bestand schon im Mittelalter die Dreifelderwirtschaft, d. h. der Wechsel zwischen Wintersaat, Sommersaat und Brache: man hätte das Vieh auf der Stoppel hüten können, aber man hielt dies nicht für genügend. An die Stelle der „pascua“ traten die sogenannten Hegegräser – „und sollen die Heegegrase gehalten werden nach dem dritten Felde wie vor Alters“ – heißt es in den Kaditzer Rügen von 1657. Die Heegegräser waren keine besondre Kaditzer Einrichtung, sie waren weit verbreitet; aber sie weisen in der Flurentwicklung von Kaditz deutlich auf die älteren Zustände zurück.

Der Marktverkehr hatte in der älteren Zeit sehr unter der Unsicherheit der Straßen zu leiden[3]. Man schloß sich zusammen, um nach Dresden zu ziehen. Wie groß die Unsicherheit war, zeigten die häufig bei Kaditz vom Wasser ausgeworfenen Leichen, welche Schäden und Hiebe an Kopf und Gliedern hatten[4]. 1589 am 8. April ward abends 8 Uhr der alte Übigauer Richter Lorenz Vogel vor Altendresden erschlagen[5]. 1630 am 25. November ward der Richter von Trachau Mattes Patzig zwischen Dresden und Kaditz getötet[6].

c) Die Hofverfassung.

Bei Schließung der Ehe zu Kaditz war die wirtschaftliche Grundlage der erste Gegenstand der Unterredung. Der Ehe ging die Eheberedung voraus, die „im Beisein ehrlicher Leute“ erfolgen mußte. Noch die Konstitutionen Kurfürst Augusts setzen dies voraus.


  1. Vgl. Archiv f. d. Landw. Bd. 1. (1809), S. 340.
  2. Über die Kaditzer Hutungsplätze vgl. Coll. S.A.D., I.
  3. Richter V. II, S. 103, 104.
  4. Handelsb. A.D. v. 1613 ff., Bl. 500.
  5. Kb. K.
  6. Handelsb. A.D. v. 1613, Bl. 502. – 1638 fahndete man zu Serkowitz auf einen Straßenräuber. Der Dresdner Stockmeister ward zur Nacht hinausgeschickt, fand aber das Nest leer (Intr. 1644/5, Ausgabe, Bl. 41b.).