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mit solchen aus der Lausitz und weiteren Gebieten verbürge dies. Für die älteste Zeit nahm er an, daß ein Steinwall das Ganze umschlossen habe. Diese Meinung ist durch die genaue Untersuchung des Berges hinfällig geworden, sie hat sich so wenig bestätigt wie Virchows Behauptung, daß hier bereits zur Bronzezeit Germanen gesessen hätten. Seine Annahme, daß die Kultur der Bronzezeit mit ihrem eigentümlichen tönernen Buckelgeschirr, wie es sich zu Coschütz nachweisen läßt, germanischen Ursprungs sei, ist in der Folge erschüttert worden. Die Wahrscheinlichkeit, daß seine Behauptungen aufrecht erhalten werden könnten, ist gering, starke Gründe sprechen für eine Verwandtschaft der Siedler mit östlichen und südlichen Stämmen[1].

Die Zeit der Bronzefunde schwindet, die Zeit des Eisens bricht an. In der späteren Eisenzeit besteht unzweifelhaft germanische Herrschaft im Elbtal. Es kommt die Zeit, wo die Funde der Gräberfelder und Siedlungsstätten im Meißnischen redende Zeugnisse für die Weltgeschichte werden, wo wir in ihnen den Nachlaß der Stämme erkennen, die als Zeitgenossen den Zug der Cimbern erlebt haben. Die Wanderung der Cimbern fällt in die Zeit um 115 vor Christus. Die Nachbarn der Elbgermanen, die Bojer in Böhmen, traf ihr erster Stoß. Mancher, der siedelnd am Elbstrom saß, mag sich dem Zuge angeschlossen haben. Wenn die Völkermasse der Cimbern um 115 nicht unmittelbar das Elbtal berührt hat, so sind die Ereignisse doch nahe genug vorbeigetrieben, um ihren Einfluß und ihre Bewegung bis in das Elbtal zu tragen[2].

Eine tiefe Erschütterung ging durch die Völker. Es ist vermutet worden, daß die Gegend eine Zeit, nachdem die große Völkerwoge vorüber war, nur schwach besiedelt oder teilweise verlassen gelegen habe. Als Beweis hat man darauf hingewiesen, daß die Funde aus der Zeit von 100 v. Chr. bis zur Zeit Christi, ja bis zu 500 n. Chr., d. h. bis zu der Zeit, zu welcher das Einrücken slawischer Stämme in die Elbgegend sicher bezeugt ist, an Zahl und Umfang gegenüber den Funden der älteren Zeit zurücktreten.


  1. Gustav Kossinna, Die indogermanische Frage archäologisch beantwortet. (Zeitschrift für Ethnologie, 1902, S. 161.)
  2. Georg Wilke, Wo lag die Heimat der Kimbern und Teutonen? (Deutsche Geschichtsblätter, herausg. v. Tille, VII, S. 291.)