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Mitgliedern angesehener Familien erwies sich der Kurfürst besonders gefällig. Schon 1626 besaß Wilhelm Kinsky[1] auf der Moritzstraße ein großes Grundstück, und er selbst gab an, daß er in seinem Haushalt über anderthalbhundert Personen nutriret und über 50 Pferde gehalten habe. So wie dieser eine waren noch andre begüterte Exulanten mit den Trümmern ihres einstigen Reichtums hinter die starken Wälle der kurfürstlichen Residenz geflüchtet. Johann Georg in seiner beständigen Finanznot versuchte des öfteren, von ihnen größere Darlehen „zur Erhaltung der Armee“ zu erlangen. Dem Rat waren begüterte Exulanten als Käufer der feilen Häuser willkommen, kam er doch mit neuen Besitzern zu neuen Steuerzahlern.

Calvinisten[2] fanden in der Residenz des streng lutherischen Kurfürsten nicht leicht eine bleibende Stätte, und in der Regel wendeten sie sich auch unmittelbar nach Berlin; überhaupt nach Kurbrandenburg. Als man Johann Georg von einigen in Dresden gebliebenen Calvinisten meldete, daß sie „ärgerliche und schädliche conventicula“ hielten, verbot er, im Hause predigen zu lassen und die Kommunion zu verrichten. Unverwehrt aber sollte es allen Exulanten sein, ihre Andacht zu Hause mit Singen, Beten und Lesen guter, bewährter Postillen und anderer geistlicher Bücher zu üben.

Über die Zahl der Exulanten in Dresden sind wir durch Zählungen gut unterrichtet. Wenn die Angaben auch nicht als absolut genau hinzunehmen sind, so lassen sie doch das allmähliche Anwachsen der Einwanderung deutlich erkennen. Im März 1623 fanden die Viertelsmeister in der Festung bei ihrer Visitation[3] 52 böhmische Personen. 1628 wurden 86, im folgenden Jahre 140 (106 männliche, 34 weibliche) Exulanten gezählt[4]. 1632 ergab die Zählung[5] 406 Personen (Festung: 299 – Altendresden: 17 – Vorstädte: 90) und 1635 wurden in 97 Häusern nur der Festung 446 Exulanten festgestellt. Im Dezember 1636 wollte der Kurfürst wissen, was für Leute aus Böhmen, Mähren, Österreich sich in die Festung gesetzt und sich angekauft hätten oder sich dort zur Miete aufhielten. Die aus diesem Anlaß entstandene Liste wies 642 Personen


  1. Schmertosch: S. 306.
  2. D XXIII 29.
  3. G XXV 17b.
  4. G XXV 17e.
  5. C XXI 18z und C VI 39 a.