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Voranstehende Mortalitätskurven sollen ergänzend verdeutlichen, wie die Sterblichkeit mit steigender Temperatur zunahm, in den heißen Sommermonaten oder auch kurz darauf ihre Maxima erreichte und während der kälteren Monate herabsank zu beinahe normaler Höhe.

Solange man nur vor Augen hat, daß Dresden allein während der beiden schrecklichen Pestjahre mit den 7931 Verstorbenen nahezu die Hälfte aller seiner Einwohner verlor, wird der Eindruck davon ebenso so trostlos, als unrichtig sein. Es darf eben dabei des mildernden Umstandes nicht vergessen werden, daß die bis 1630 steigenden Geburtenziffern den Verlust zum größeren Teile wett machten; es starben von 1618 bis zum Jahre 1633 einschließlich nur 809 Personen mehr, als in derselben Zeit geboren wurden.

Der Pest war bereits ein andres Übel vorangegangen, die Teuerung. Sie war durchaus nicht lokal beschränkt; in ganz Kursachsen sowohl, als darüber hinaus wurden ihre Wirkungen verspürt.

Bald nach Beginn des Krieges, in den Jahren 1621, 1622, 1623 hatte sie ihren Höhepunkt erreicht, doch hörte man bis in die vierziger Jahre hinein Klagen vom wohlhabenden Bürgermeister bis herab zum unbemittelten Schuldiener, es wäre jetzt alles doppelt so teuer.

Der gemeine Mann vermochte die hohen Preise nicht zu zahlen, die für alle Lebensmittel und andre Waren gefordert wurden, zumal die Arbeitslöhne keineswegs im selben Verhältnis gestiegen waren. Nicht wenige gerieten in arge Schulden und wußten beim besten Willen nicht, wie sie wieder herauskommen sollten. Besonders hart wurden von der Teuerung alle die betroffen, welche auf einen festen Gehalt angewiesen waren oder eine unveränderliche Rente bezogen. Alle diese konnten sich nicht helfen wie Handwerker und Handelsleute, die, wenn nicht eine vom Rate gesetzte Taxe dagegen stand, mit ihren Preisen aufschlugen. Wohl trugen die verschiedenen Mißwachsjahre (1619, 1624, 1626, 1631, 1632, 1636, 1639, 1643)[1] einen Teil der Schuld, doch war die Teuerung in der Hauptsache eine natürliche Folge der Produktions- und Verkehrsstörungen, die gerade während des Krieges in so ungewöhnlicher Stärke und Dauer auftraten.



  1. Wiebe: Anm. zu S. 219.