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Mittelbar wirkte die durch Einquartierung und Flüchtlinge verursachte ungewöhnliche Zunahme der Bevölkerung auf den Preis; denn ein stetiges Anwachsen derselben hatte die Tendenz, die Preise der Güter in die Höhe zu treiben, indem es die Nachfrage nach Nahrungsmitteln und anderen Massenkonsumartikeln steigerte. In dem und jenem Falle mochte auch der Eigennutz der Leute Teuerung verursacht haben; nach Belieben erhöhten sie die Preise, sodaß die Waren oft über Nacht schier unerschwinglich wurden.

Dem Mißstand suchte der Rat nach Möglichkeit entgegenzuwirken und glaubte dies am ersten mit dem alten Polizeimittel der Taxordnungen zu können, durch welche Brot-, Fleisch-, Fisch-, Wein- und Bierkauf, Handwerkerarbeit und Löhne nach der Höhe des Kornpreises geregelt wurden. Vielfach benutzte man diese Maßnahme zu einer vom Rat nicht bezweckten Bereicherung, indem man die Preise wohl sofort mit den Taxen erhöhte, hingegen beim Fallen des Kornpreises mit ihnen nicht herunterging, sondern ruhig nach der höheren Taxe weiter verkaufte. So begegnen wir in den Kämmereirechnungen oft Strafen wegen nicht taxengemäßen Verkaufes. Sie waren hoch und wurden unnachsichtlich eingezogen. Man sieht, daß es dem Rate ernst damit war. 1618 bezahlten z. B. 8 Kornhändler „wegen künstlich verursachter Teuerung“ insgesamt 1708 fl 12 gr, die Innung der Fleischer 352 fl 12 gr und des Bäckerhandwerk 228 fl desselben Vergehens wegen[1]. Des Rates leitendes Prinzip[2] dabei war, „daß nicht jeder seines Gefallens leben, sondern seine Ware um einen billigen Pfennig gebe, daß er und der Käufer dabei bleiben könne.“

Außer mit Taxordnungen kämpfte der Rat gegen die Teuerung mit strengen Ausfuhrverboten und Untersagung des Vorkaufs und der Monopolien.

Trotz aller Teuerung und Not hatten sich hier und da Verschwendung und Schwelgerei breitgemacht, besonders bei Hochzeiten, Kindtaufen, Begräbnissen und Gastereien, wobei man 10 bis 15, bisweilen wohl gar 20 und mehr kostbare Speisen auftischte und auch in der Kleidung Luxus trieb, daß sich selbst die Fremden höchlichst darüber wundern mußten. Der Kurfürst[3] (er selbst ging


  1. C R 18 fol. 35.
  2. C XXVII 1.
  3. Loc. 9840***.