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als von den zwei hier bestehenden Münzen, besonders von der Berg- oder Granalienkasse, eine Unmasse Kippergeld (hier Interims- oder Usualmünze, auch leichtes Geld genannt) in das Land hinausging, sodaß sie von Luciae 1620 bis Reminiscere 1623 bei 2 991 615 fl Einnahme 1 101 634 fl Überschuß zu verzeichnen hatten.

Überall gab es Geld vollauf; mühelos konnte man reich werden. Jedermann hatte seine helle Freude daran. Wer nur genügend gute grobe Taler und Gulden in der Truhe wohl verwahrte oder im Urväterhausrat überflüssig Silber vorfand, wechselte und tauschte ein: man bekam ja so verlockend viel neugeprägtes Geld dafür. Hatte man kein Silber mehr, brachte man Kupfer herzu; in der kurfürstlichen Münze kaufte man es immer gern. Woher auch hätte man sonst das Metall zu den Silbermünzen bekommen sollen? Mit ein wenig Übertreibung schrieb der Sangerhausener Chronist[1] lustig: „In gegenwärtiger Zeit wurden die Blasen, Kessel, Röhren, Rinnen und was von Kupfer war, ausgehoben, in die Münze getragen und zu Gelde gemacht. Durfte ein ehrlicher Mann sich nicht mehr trauen, jemand zu herbergen, denn er mußte Sorge haben, der Gast breche ihm nachts die Ofenblasen aus und lief davon. Wo eine Kirche ein alt kupfern Taufbecken hatte, das mußte fort, der Münze zu und half ihm keine Heiligkeit, verkauften es, die darinnen getauft worden waren.“

1621 verkaufte auch der Rat 6 Ctnr. 49½ Pfd. konfisziertes Kupfer für 258 fl 18 gr 5 ₰ an die kurfürstliche Münze.

Wenn auch das Kupfer nach wenigen Tagen des Gebrauchs verschämt durch die Silbertünche lugte, was tat’s? Es war ein lustiges Treiben, an dem selbst, das war ein offenes Geheimnis, der Oberhofprediger Hoe von Hoenegg, ein auch sonst nicht lauterer Charakter, sich beteiligte.

Da man verständlicherweise nur die einträglichen groben Sorten prägte, fehlte es bald an Scheidemünze, an Groschen und Pfennigen. Die Münzstätten wurden dem Bedürfnisse nicht gerecht, und so half man sich schließlich selbst. In Leipzig[2] hatte man vier- und achteckige Messingbleche mit dem Stadtwappen bedruckt; in Meißen[3] dienten viereckige Weißblechstücke zum Auswechseln in den Bierschenken,


  1. Klotzsch: S. 483.
  2. Klotzsch: S. 484.
  3. Markus IV: S. 287.