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Einleitung.


Wenn man dem Thema der folgenden Abhandlung nach einen Kriegsbericht erwartet, der da widerhallt vom Krachen der Feldschlangen und von unablässigem Musketenfeuer, der heißes Kampfgetümmel und Sturmlaufen des Feindes gegen Wall und Mauer an uns vorüberziehen läßt, oder zu erzählen weiß von Sengen und Brennen, von Mißhandlungen, Quälereien und Morden, so wird man sich getäuscht sehen. Von alledem können wohl Meißen, Pirna, Freiberg und noch manche anderen kursächsischen Städte genugsam berichten, fast nichts dergleichen aber Dresden. Auch über seine nähere und nächste Umgebung fegte „der rauhe Kriegsbesen“ gewaltig dahin, und wie hätte es unberührt bleiben können zu einer Zeit, da das ganze Reich in Mitleidenschaft gezogen wurde! Nur äußerlich hat es nicht so gelitten wie die meisten andern Städte. Dresden war eine zu starke Festung, als daß der Feind, mochten es nun Schweden oder Kaiserliche sein, durch eine langwierige Belagerung unnütz Zeit und Kosten hätte verlieren mögen. Kriegsscharen zogen das Elbtal herauf und hinunter; an Dresden zogen sie im Bogen vorbei. Aber – innerhalb des Schanzgürtels, vor der Ringmauer und dahinter, linkselbisch in Neudresden und am rechten Ufer in Altendresden, hatte man schon wenige Jahre nach Beginn des Krieges gelernt, genau in der Weise zu klagen und zu jammern wie irgendwo im Kurlande.

Wer die Verhältnisse der Bürgerschaft und die Lage des Rates der Stadt Dresden in jenen schweren Tagen genügend kennt, wird nun keinesfalls behaupten, daß solche Klagen allen Grundes entbehrt hätten, und kaum wird darüber Zweifel herrschen, daß man schwer an den Einwirkungen des Krieges zu tragen hatte. Doch muß schon hier ganz im allgemeinen zugegeben werden, daß zweifellos ein gut Teil der lamentationes übertrieben war. Wie hätte sich dann erst das ungleich schwerer heimgesuchte Leipzig gebärden sollen!