Seite:Heft25VereinGeschichteDresden1918.djvu/149

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Auf dessen Vorschlag hin wurde dem vorzüglichen Philologen 1775 die Stelle des dritten Bibliothekars an der hiesigen Kurfürstlichen Bibliothek übertragen. 1786 rückte er zum zweiten Bibliothekar auf, was er auch bis zu seinem Tode geblieben ist, da man nach Adelung's Ableben die erste Bibliothekarstelle nicht wieder besetzte. Als Entschädigung erhielt D. den Hofratstitel und eine Gehaltserhöhung. – Trotz seiner reichen Kenntnisse ist er als Schriftsteller nur wenig hervorgetreten. Erwähnt seien die mit zahlreichen Anmerkungen ausgestatteten Ausgaben der Briefe Winckelmanns an seine Freunde, die Memoiren Colignys, die Geschichte der Wissenschaften in Polen unter den Jagellonen, wofür er eine goldene Preismünze erhielt, und schließlich das bekannteste seiner Werke: „Beschreibung der vorzüglichsten Merkwürdigkeiten der Churfürstlichen Residenzstadt Dresden“. Dieses Buch, das 1782 in zwei Teilen erschien, war seinem Verfasser besonders wert, weil es in der Hauptsache von Lessing veranlaßt worden war. Als dieser zu Anfang des Jahres 1776 aus Italien nach der Heimat zurückkehrte und dabei Dresden berührte, besuchte er hier auch den ihm befreundeten Direktor der Kunstakademie v. Hagedorn, der viel mit D. verkehrte. Auf einem der Spaziergänge, die diese drei Männer unternahmen, sprach Lessing darüber seine Verwunderung aus, daß von einer so schönen Stadt wie Dresden noch keine eingehende Beschreibung vorhanden sei, und ermunterte D., eine solche abzufassen. Da auch Hagedorn diesen Wunsch unterstützte, machte sich D. bald an die Arbeit, die er dann einige Jahre später herausgab. Freilich wurde sie vom Bauprediger Hasche, der selbst über unsere Stadt wertvolle Bücher veröffentlicht hat, im Dresdner Anzeiger heftig angegriffen, doch söhnten sich die beiden Gelehrten, die schon vor dem Streite in der Königlichen Bibliothek einander sehr nahe getreten waren, später wieder völlig aus.

D. wohnte nahe seiner Arbeitsstätte, nämlich in der Neustadt Am Markt damals Nr. 131, jetzt 5 (O.-Nr. 123). Das stattliche Haus, das die rechte Ecke der Rähnitzgasse bildet, hieß zu D's. Zeit bei den Bewohnern der Neustadt allgemein „die Sonne“, weil eine solche aus gelbem Metall über der Haustür angebracht war und noch heute dort zu sehen ist.


Nr. 138. Berthier, Alexandre, seit 1806 Fürst von Neufchâtel und Valenzia und seit 1809 Herzog von Wagram, 1753–1815. Dieser hervorragende französische Marschall, der Freund und treue Waffengefährte Napoleons, hatte sich seine ersten militärischen Lorbeeren in dem Nordamerikanischen Freiheitskriege errungen und später auch an anderen Kämpfen erfolgreich teilgenommen. Als Leiter des französischen Generalstabes mußte er seinen Kaiser auf dessen verschiedenen Feldzügen begleiten und fast immer bei Ritten oder Ausfahrten, bei der Tafel, aber auch in den Schlachten an seiner Seite weilen. Nach dem Frieden zu Tilsit von Napoleon zum kaiserlichen Prinzen ernannt, vermählte sich B. 1808 mit der Tochter des Herzogs Wilhelm von Bayern-Birkenfeld. Als der Kaiser im April 1814 zur Abdankung gezwungen und nach der Insel Elba verbannt worden war, trat B. auf die Seite Ludwigs XVIII., geriet aber bei der Rückkehr Napoleons