Nr. 148. Kaaz, Karl Ludwig, 1776–1810. Dieser bedeutende Landschaftsmaler hat als Buchbinder begonnen, und ist als solcher auch auf die Wanderschaft gegangen. Hier fand er Gelegenheit, sein entschiedenes Zeichentalent sowohl zu üben, als auch zu verwerten. So kam es, daß sich K. 1792 zunächst der Kupferstecherkunst, und nach dem durch die Unterstützung von Verwandten ihm ermöglichten Besuche der Stuttgarter Kunstakademie der Malerei zuwandte. In Dresden, wohin er 1796 übergesiedelt war, trat er bald zu den Familien des Hofkapellmeisters Naumann und des berühmten Bildnismalers Graff in nahe Beziehungen, die sich zu letzterem später dadurch noch herzlicher gestalteten, daß er sich mit dessen Tochter Karoline verheiratete. In Graff's Hause lernte Elise von der Recke den jungen Maler kennen. Sie schätzte ihn bald so sehr, daß sie ihm zur Förderung seiner Studien einen größeren Geldbetrag zur Verfügung stellte. Dadurch wurde es ihm möglich, von 1801–1804 außer Paris namentlich Italien zu besuchen. Aus diesem Lande der Kunst brachte K. zahlreiche Handzeichnungen mit, die er später in Öl ausführte. – Zu den Persönlichkeiten, die seiner Künstlerschaft hohe Anerkennung zollten, gehören auch Schiller und Goethe. Letzterer ist mit dem Maler von 1805 an bis zu dessen Tode dauernd in regem Verkehr geblieben. Bei seinem letzten Besuche in Weimar im Mai 1809 war es K. vergönnt, vom Dichterfürsten eine Bleistiftzeichnung, ein Kleingemälde und ein Ölbild anzufertigen.
Von des Künstlers zahlreichen Arbeiten seien nur angeführt das im Schlosse zu Weimar befindliche Gemälde Vierwaldstätter See im Sturm. Der gerettete Tell dankt Gott für seine Rettung. Die Kunsthalle zu Karlsruhe besitzt eine „Ideale Landschaft mit der Staffage der Ruhe auf der Flucht nach Ägypten“. (Vergl. Paul Rachel: „Der Landschaftsmaler Karl Kaaz, Graff's Schwiegersohn“. Sonntags-Beilage des Dresdner Anzeigers 1913, den 4. Mai, S. 70–72, und den 11. Mai, S. 74–76.)
Da es für die Jahre von 1800 bis mit 1808 leider keine Dresdner Adreßbücher gibt, so ließ sich auch nicht feststellen, ob K. gleich von 1804 an nach Rückkehr von seiner Studienreise und seiner bald darauf stattgefundenen Verheiratung mit Graff's Tochter in dem Gebäude eine Wohnung bezogen hat, in dem er 1810, viel zu früh für die Kunst, gestorben ist. Das geschah in dem Hause Rammsche Gasse Nr. 668, jetzt Rampische Straße 14 (O.-Nr. 134), der Stadtgemeinde gehörig.
Nr. 149. v. Kleist, Heinrich, 1777–1811, der hervorragendste der deutschen Romantiker und neben Schiller und Goethe unser größter Dramendichter, widmete sich in seinem leider nur kurzen, aber vielbewegten Leben von 1795 an zunächst der militärischen Laufbahn, die er jedoch bald wieder aufgab, da er sich darin nicht wohlfühlte. Nun studierte er Philosophie und Staatswissenschaften, übernahm indes vor der Hand kein Amt, begab sich vielmehr, von einer inneren Unruhe getrieben, eine Reihe von Jahren auf Reisen, die ihm aber auch keine Befriedigung gewährten, vorübergehend arbeitete, er 1805 in bescheidener
Adolf Hantzsch: Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen. i. A. des Verein für Geschichte und Topographie Dresdens und seiner Umgebung, Dresden 1918, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft25VereinGeschichteDresden1918.djvu/162&oldid=- (Version vom 25.4.2023)