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Perücken und Philistertum in die Seine geschmissen hat. Pauline Garcia ist ein ausgelassenes Mädchen, als Sängerin noch ungezogen. Sie kokettiert mit der Tiefe und verhindert dadurch das schöne wohltuende Ebenmaß in ihrer Gesangsleistung. Sie ist dabei so durch und durch genial, daß man das alles leicht vergißt. Es steckt eine ganze Welt voll Gefühl in dem Blitzmädel.“

In einem Briefe an den Dresdner Kritiker Karl Banck heißt es von Henselt: „Die Nachricht von Henselts Oper ist lächerlich. Sie kennen ihn ebenso genau als ich und wissen, daß er noch nicht instrumentieren kann und daß er zu einer Oper nicht das Zeug hat. – Es geht dem trefflichen Jungen wohl, wie die neuesten Briefe besagen, und er grüßt Sie aufs herzlichste.“

Der persönliche Verkehr mit Rob. Schumann war immer herzlich, und wenn Reissiger mit ihm als dem Redakteur der N. Z. f. M. etwas zu besprechen hatte, so geschieht es unbedingt sachlich, ohne die persönliche Freundschaft dabei zu berühren. Auf den Postadressen bezeichnet ihn Reissiger als „berühmter Komponist“. Sein bestes Quartett hat Reissiger Rob. Schumann gewidmet. „Ich hatte mir längst vorgenommen, durch ein tüchtiges, würdiges Werk Schumann meine Achtung zu beweisen,“ lesen wir in einem Briefe Reissigers vom 23. November 1843, dessen Original im Schumann-Museum zu Zwickau liegt. Gemeint ist das Quartett op. 173. Ein anderer Brief[1] Reissigers, den er nach der Aufführung des Oratoriums: Das Paradies und die Peri an Schumann schrieb, lautet: „Sie sprechen mir Dank aus, lieber, werter Freund, während ich Ihnen recht großen Dank schuldig bin. Ihre treffliche, geistreiche Komposition wird mir noch lange im Inneren widerhallen und in der Erinnerung den schönsten Genuß bereiten. Den Wunsch, daß wir das Werk noch einmal würdiger und mit imposanteren Mitteln aufführen, gebe ich nicht auf. Der königlichen Familie hat es sehr gefallen, der Umgebung und der Haute volée weniger (dies sind die Donizettijünger), dem wahrhaften musikalischen Publikum außerordentlich und uns Künstlern ganz außerordentlich. So muß es auch sein und ich wünsche Ihnen dazu Glück.“

Die größte Verehrung bezeigte Reissiger immer Spohr gegenüber. „Ich ergreife solche Gelegenheiten mit größtem Vergnügen, da sie auch mich veranlassen, Ihnen einmal wieder schriftlich sagen zu können, wie meine Verehrung für Sie keine Grenzen kenne und wie glücklich ich sein würde, Ihnen einmal dankbar die Hand drücken zu können für die Wonnestunden, die Sie uns durch Ihre Meisterwerke bereiten.“ (Dies schrieb Reissiger gelegentlich einer Empfehlung eines Künstlers an Spohr.) Es entstand wirklich später ein persönliches Freundschaftsverhältnis.

Über das Verhältnis Reissigers zu den Neudeutschen haben wir schon früher gehandelt.

Zuletzt sei noch ein Urteil über Reissiger wiedergegeben, und zwar das Urteil, welches Carl Loewe von seinem Besuche „in der prächtigen Capitale“ Sachsens an seine Frau schreibt: „Reissiger ist ein sehr talentvoller äußerst fähiger und begabter Mann, der hier viel Autorität hat und gebührende Anerkennung findet, dabei ein herrlicher, lieber Mann, im Umgange von


  1. Unveröffentlichtes Manuskript im Schumann-Nachlaß. Kgl. Bibliothek Berlin.