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von dieser Seite her die Einrichtung stehender Konzerte mit einem festen Zuhörerkreis erst nach der Jahrhundertmitte (1858). Es war dies eine der letzten verdienstvollen Einrichtungen unter Reissiger. Von diesem etwas späten Termin ab datieren die Abonnement-Sinfoniekonzerte der Hofkapelle, die dann von Dauer bis heute geblieben sind. Zwar hat es vorher nicht an Versuchen gefehlt. Wir erwähnten in dieser Hinsicht schon Weber. 1848 gab R. Wagner vom Januar ab drei Konzerte im Abonnement im Hoftheater[1], die dann in der folgenden Spielzeit auch wieder aufgenommen wurden; aber die politischen Verhältnisse der Zeit waren neuen Unternehmen nicht günstig, und so verschwanden auch diese Konzerte mit dem Aufstand in Dresden. Eine Hemmung für die Konzerte bedeutete auch immer der Mangel eines geeigneten großen Konzertsaales. Schon in den zwanziger Jahren wollten die Kammermusiker einen Aktienverein gründen, der das Geld aufbringen sollte. Wagner trat dann ebenfalls für einen Saal ein, aber nie bis auf den heutigen Tag erhielt Dresden trotz schöner Säle ein Konzertgebäude wie etwa das Leipziger Gewandhaus. Die Hofkapellkonzerte, die dann seit Reissiger von Dauer geblieben sind, finden, nachdem sie einige Jahre außerhalb des Hoftheaters stattfanden, nun schon seit Jahrzehnten wieder im Opernhause statt.

Lieẞ nun zwar das erste Dresdner Orchester lange auf sich warten, so hatten doch andere Kapellen schon in den vierziger Jahren Versuche mit Abonnementskonzerten unternommen. Stadtmusikdirektor Hartung ist zuerst zu nennen, ebenso eine Militärkapelle (Regiment Prinz Max), jedoch der höfische Geist der zurückgezogenen Dresdener Gesellschaft ließ die Konzerte nicht genügend besuchen, so daß sie wieder eingingen. Der nächste Unternehmer war 1845 der in Dresden lebende F. Hiller, der Dirigent der Liedertafel, welcher allerdings großzügig vorging, indem er von vornherein ein Finanz- und Kunstkomitee zusammenbrachte[2], welches größere Sicherheiten für ein Bestehen bot. Konsul Kaskel, Kammerherr v. Könneritz, Graf Baudissin, Dr. Rob. Schumann, Fr. Wieck sind nur einige Namen daraus. Hiller vereinigte mehrere Orchester (Stadtkorps, Kommunalgardenkorps und freie Musiker) zu einem großen Instrumentalkörper, ja er gründete für die Konzerte sogar einen besonderen gemischten Chor. Das klassische und moderne Programm des ersten Konzertes unter Hillers Leitung am 11. November 1845 sei mitgeteilt: 1. Ouvertüre „Meeresstille“ von Mendelssohn, 2. C-Moll-Sinfonie von Beethoven, 3. Gesänge der preußischen Kammersängerin Tuczek (zum ersten Male in Dresden) aus: Cosi fan tutte und Arien von Bériot, 4. Violinkonzert von Mendelssohn (der jugendliche Jos. Joachim).

Den ersten Winter fanden sechs, im zweiten sogar acht Konzerte statt. Hiller hatte das Glück immer für Dresden unbekannte Solisten zu gewinnen. Ehe aber tiefere künstlerische Wirkungen durch mehrjähriges Zusammenspiel der Orchester erreicht werden konnte, mußten auch die Hillerschen Konzerte wieder eingehen, da das Interesse des Publikums nicht treu blieb. Es ist eben von jeher in Dresden schwer, neben den erstklassigen Darbietungen


  1. Programm des ersten Konzertes: Mozart: Sinfonie D-Dur, Beethoven: Sinfonia eroica, Cherubini: Szene aus „Medea“ und Bachs Motette: Singet dem Herrn ein neues Lied.
  2. Vgl. Aufsatz in der Dresdner Abendzeitung Nr. 87, 4. September 1845 über die „Errichtung eines Konzert-Institutes in Dresden.“