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so hätten die sächsischen Lande schon damals die Heimsuchungen erfahren, die ihnen erst einige Jahre später der Hussiteneinfall brachte. Aber sei es, daß auch die feindlichen Truppen starke Verluste erlitten hatten, sei es, daß der Zwiespalt der Parteien eine Ausnützung des Sieges verhinderte, der Rückzug des meißnischen Heeres über das Erzgebirge scheint im ganzen geordnet erfolgt zu sein. Nur bei Graupen, wo zwar die Stadt, nicht aber die Burg schon einige Wochen vorher in die Hände der Hussiten gefallen war, kam es noch einmal zu einem blutigen Gefecht, in dem namentlich die Görlitzer schwere Verluste erlitten.[1]

Ueber die Kosten, die die unglückliche Heerfahrt nach Aussig der Stadt Dresden gemacht hatte, liegt uns eine ausführliche Rechnung des Kämmerers Joh. Elsterberg unter der Aufschrift „Distributa in die herfart“ vor; sie wurde im August oder September abgelegt.[2] Die Rechnung enthält viele Ausgaben für Sold, Zehrung, Fuhrlohn, Lebensmittel, Waffen, Schüsseln, Mulden und andere Gefäße, Handwerkszeug u. dergl. mehr; andere Beträge wurden „auf Rechnung“ bezahlt, ohne daß wir wissen, was diese Rechnungen enthielten. Zahlungen an die Tuchmacher und Bäcker waren wohl für die von diesen Innungen gestellten Mannschaften bestimmt. Welche von den zahlreichen namentlich aufgeführten Personen als Söldner oder Schützen auszogen und welche andre Aufgaben zu erfüllen hatten, wie die Zimmerleute,[3] der Steinmetz,[4] der Büchsensteine haut, läßt sich meist nicht bestimmen. Manche der genannten Personen nahmen an der Schlacht selbst nicht teil, sondern dienten in Riesenburg und Gottleuba zur Verstärkung der dortigen Besatzungen; die an der Schlacht Beteiligten erhielten besondere Vergütungen „für den Sturm“. Auch für die Frauen der Söldner werden Beträge berechnet. Insgesamt beliefen sich die Ausgaben auf 101 Schock 20 Gr. 4 Heller,[5] eine immerhin beträchtliche Summe, zu der übrigens noch manche andere Ausgabe hinzukam. Aus den Zehrungskosten für Jenchen, „als se suchten phert, dy do verloren sin“,[6] kann man schließen, daß der Verlust an Pferden besonders groß war; der Rat mußte dafür Entschädigung leisten. So wurden von dem Michaelis 1426 fälligen Geschoß der Leistin 5 Schock, dem Gelfrid Weyse 38 Gr. für in der Heerfahrt verlorene Pferde in Abzug gebracht, dem Hans Nueman 5 Gulden für geliefertes Fleisch;[7] doch könnten sich diese Posten auch auf eine frühere Heerfahrt beziehen. Noch im Jahre 1429 machte Vinczel für seine Verluste vor Aussig einen Abzug vom Geschoß.[8]

Auch sonst machten sich die Folgen der Schlacht in Dresden bemerkbar. So mancher Verwundete mag dorthin gebracht worden sein, um geheilt zu werden; so hatte der Görlitzer Schöffe Nikolaus Marienam, der, wie viele andere Görlitzer, seine ganze Ausrüstung in der Schlacht verloren hatte, dem Dresdner Arzte und für Zehrung während seines Aufenthalts in Dresden 10 Schock zu zahlen.[9] Der Görlitzer Rat schickte im Juli und August wiederholt Boten


  1. Cod. dipl. Lus. II, 1, 287 Z. 9 ff. Noch in der 2. Hälfte des Juli schickte der Görlitzer Rat den Marstaller Pate Hannus nach Pirna, Graupen, Freiberg und Dresden „umbe der verlost pferde und harnisschs wille, die vor Awok und Grawpin geschen ist, zu irfaren, ab icht weder werdin mochte", ebenda 290 Z. 13 ff. Vergl. Herm. Hallwich, Geschichte der Bergstadt Graupen (Prag 1868) S. 21. Jecht, Oberlausitzer Hussitenkrieg S. 108.
  2. KR. 1426 fol. 104–108b. W. Hieke, Urkundenbuch der Stadt Aussig (Prag 1896) S. 101. Der letzte datierte Posten ist vom August 6 (virgilia s. Donati). Doch finden sich auf einem mit dieser Rechnung zusammenhängenden Blatte (fol. 98) Posten von August 15, September 4 und 12.
  3. KR. 1426 fol. 104b.
  4. Ebenda fol. 106.
  5. Ebenda fol. 108.
  6. Ebenda fol. 107b.
  7. Ebenda fol. 79b, 85, 82.
  8. KR. 1429 (A XVb 3) fol. 182b.
  9. Cod. dipl. Lus. sup. II, 1, 342 Z. 3.