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nach Dresden, um etwas über das Schicksal vermißter Ratsherren und Bürger und über den Verbleib verlorener Pferde und Harnische zu erfahren; die Dresdner fertigten deshalb Boten nach Pirna, Laun und Prag ab und wurden dafür von der Stadt Görlitz entschädigt;[1] ein Bote „um die von Görlitz“ wurde auch nach Brüx gesandt,[2] wohin wohl viel Verwundete geschafft worden waren.[3]

Wie hoch sich die Verluste der Dresdner an Toten und Verwundeten beliefen, läßt sich aus den vorliegenden Notizen nicht berechnen. Als zu Aussig erschlagen wird ausdrücklich nur ein Söldner Michel erwähnt.[4] Für die Gefallenen fand Ende Juli oder Anfang August eine kirchliche Gedächtnisfeier statt.[5]

Gleich nach der Schlacht und in den folgenden Monaten bis in den September hinein rüstete man in Dresden zur Verteidigung der Stadt und für einen neuen Zug gegen die Feinde. Wenn schon am 17. Juni die Kurfürstin Katharina den Rat zu Leipzig aufforderte, alle noch verfügbare wehrhafte Mannschaft zum Schutze der Städte Freiberg, Pirna und Dresden nach Freiberg zu schicken und ihr Gemahl am 28. Juni demselben Rat neue Rüstungen ernstlich anbefahl,[6] so darf man wohl annehmen, daß an Dresden ähnliche Weisungen ergingen. Zirkler und Wächter werden im Juni und Juli besoldet, wohl um die Stadt vor einem Ueberfall zu bewahren.[7] Der Büchsenmeister erhielt neben seinem gewöhnlichen Lohne solchen für das Gießen von Büchsen und für Blei (gelod); auch Meister Andris der Kannengießer wurde bezahlt „vor sein erbeit buchsen czu gysen“.[8] Der Schußmeister auf der Brüdergasse bekommt 1 Schock für eine Armbrust; andere Beträge erhaltet: Meister Peter der Sporer, der ,,harnußwußer“ (?), der Helmschmied.[9] Pfeile, Büchsen- und Pfeilschäfte, „Kropen“,[10] Köcher und Gürtel, Harnischkappen, ein Pulversieb werden angeschafft. Ein Bote wird nach Oschatz geschickt, um Salpeter zu holen, ein anderer nach Graupen um Setztartschen.[11] Da die Stadt vermutlich in der Schlacht ihre Banner eingebüßt hatte, wurde Wolkenstein mit der Anfertigung eines neuen beauftragt.[12] Auch der sonstige rege Botenverkehr steht wohl im Zusammenhang mit den Vorbereitungen zu neuen Unternehmen; so gingen im Juni und Juli Boten nach Weesenstein „alz um eyn gefangen“, nach Wehlen, nach Dippoldiswalde zum Landvogt Busse Vitzthum;[13] schon diese Sendung würde die noch immer wiederholte Sage von dem Verrat Busses als unbegründet erscheinen lassen. Wenn andrerseits ein nach Dresden kommender Bote 6 Groschen erhielt „vor dy bulle“, so ist mit dieser wohl die Bulle Papst Martins V. vom 15. Fanuar 1426 gemeint, in welcher alle mit Exkommunikation bedroht werden, die den Ketzern Lebensmittel zuführen.[14]

Zu Dresden wurde auch am 6. Juli das Bündnis zwischen dem Hauptmann Albrecht von Colditz und den Landmannen und Ratmannen der Städte Bautzen, Görlitz, Lauban, Löbau, Zittau und Kamenz, dem Kurfürsten und dem Landgrafen Friedrich gegen


  1. Ebenda 288 Z. 29, 290 Z. 14, 296 Z. 28. Vergl. Jecht, Oberlausitzer Hussitenkrieg, S. 109.
  2. KR. 1426 fol. 97b.
  3. Ebenda fol. 96: Item Trost 8 gr., um dy wunden czu Brux czu suchen.
  4. Ebenda fol. 107b.
  5. Ebenda fol. 97b: Item campanatori 6 gr. pro bibalibus pro defunctis in bello.
  6. Cod. dipl. Sax. II, 7, 101 f.
  7. KR. 1426 fol. 95b, 96, 97.
  8. Ebenda fol. 98, 98b.
  9. Ebenda fol. 97b, 96.
  10. Haken, Klammer nach Grimm, Wörterbuch V, 2393.
  11. Ebenda fol. 96–99. Setztartschen (Pavesen) sind grobe Schilde mit langer Eisenspitze zum Befestigen in der Erde.
  12. Ebenda fol. 95b, 97.
  13. Ebenda fol. 96, 96b, 97b.
  14. Or. im Hauptstaatsarchiv Dresden Nr. 6012.