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Seite:Heft28VereinGeschichteDresden1920.djvu/68

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Ob die Sendung eines Boten nach Hohnstein zu Herrn Birke (von der Duba) Ende Februar oder Anfang März[1] mit der Hussitengefahr zusammenhängt, muß dahingestellt bleiben. Eine nicht ganz klare Notiz, wohl aus dem April, bezieht sich vermutlich auf Dresdner Bürger, die in die Gefangenschaft des Sigmund von Wartenberg auf Tetschen geraten waren;[2] dieser, anfangs ein Gegner der Hussiten, war während oder nach der Schlacht bei Aussig zu ihnen übergetreten.[3]

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Das Jahr 1428 schloß mit erneuten Einfällen der Hussiten in das Zittauer Gebiet und in Schlesien;[4] die Sorge, daß sie auch Meißen nicht verschonen würden, wuchs von Tag zu Tag. Kurfürst Friedrich II. und Landgraf Friedrich entschlossen sich nun doch, die im vorigen Jahre geplanten Bündnisse mit den Oberlausitzern und den schlesischen Fürsten zu vollziehen. Ihnen voran ging ein Bündnis, das sie am 16. Januar 1429 zu Leipzig mit Albrecht und Thimo von Colditz geschlossen;[5] ersterer, zugleich Landvogt der Oberlausitz und Landvogt zu Meißen, besaß das seit Anfang des 14. Jahrhunderts seiner Familie gehörige Schloß Graupen,[6] das er am 27. Mai den Herzögen Friedrich II. und Siegmund und dem Landgrafen Friedrich verschrieb.[7] Von hier aus erwartete man einen Einfall; das ergibt sich daraus, daß Graupen zum Waffenplatz bestimmt und für seine Besetzung gesorgt wurde. Am 23. Januar kamen auch die Bündnisse mit den Sechslanden und einer Anzahl schlesischer Fürsten zum Abschluß.[8] Auch mit Hans von Polenz, dem Landvogt der Niederlausitz, der sich als einer der streitbarsten Gegner der Hussiten bewährte, scheinen Verhandlungen stattgefunden zu haben; er war in der Folgezeit stark beteiligt an den Abwehrmaßnahmen, die man in den Meißner Landen traf. Wenn die Dresdner ihren Ratsherrn Hans Radeberg, der bis dahin Stadtschreiber gewesen und als solcher mit diplomatischen Geschäften vertraut war, Anfang Februar 1429 zu Polenz nach Großenhain schickten,[9] so hing dies wohl mit der Hussitengefahr zusammen; wir werden ihm noch öfter begegnen. Eine Sendung des Meister Nickel (Thirmann) und des Ratsherrn Hans Czuczk zu einem Tage nach Jena, ohne Zweifel zu Landgraf Friedrich, dürfte gleiche Veranlassung gehabt haben.[10] Wenn wir im Februar und März Ausgaben finden für den Gezeltmacher, den Helmschmied, den Meister Andris, der Feuerpfeile, und für Feczaw, der „Schienen" zu der Büchse lieferte,[11] so zeugt dies für fortdauernde Rüstungen. Ob die Sendungen eines Boten nach Görlitz, „alz man dy wayne (Wagen) warnte“, und von Gesellen nach Radeberg, „alze hilden of der strafe“,[12] mit der Befürchtung vor einem Einfall der Ketzer oder mit andern Räubereien zusammenhingen, an denen es ja nie fehlte, muß dahingestellt bleiben. Aber wenn dieselben Gesellen am 31. März zu Dippoldiswalde lagen,[13] so war dazu wohl das Bedürfnis des


  1. Ebenda fol. 172b.
  2. Ebenda fol. 171b: Item hern Sigemundis wibe von Teczyn 1 schog 13 gr. vorczeirt, alz se di burger loisten.
  3. Vergl. Hallwich a. a. O. 35 f.
  4. Palacky, Geschichte von Böhmen III, 2, 470 f. v. Bezold, König Sigmund und die Reichskriege gegen die Husiten IIl, 3 ff. Grünhagen, Die Hussitenkämpfe der Schlesier S. 159 ff. Jecht, Oberlausitzer Hussitenkrieg S.190 ff.
  5. Cod. dipl. Lus. sup. II, 2, 75.
  6. Hallwich, Geschichte der Bergstadt Graupen S. 6 ff.
  7. Ebenda S. 21 f.
  8. Cod. dipl. Lus. sup. II, 2, 79, 81.
  9. KR. 1429 (A XVb 3) fol. 205b.
  10. Ebenda fol. 205b, 207.
  11. Ebenda fol. 205b, 207, 207b, 208.
  12. Ebenda fol. 207, 207b.
  13. Ebenda fol. 207b.