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Februar und März Kupfer, im April und Oktober oder November Blei;[1] im Mai und Juni kaufte man Salpeter zur Pulverbereitung.[2] Neben dem städtischen Büchsenmeister scheint man auch Büchsenmeister aus Zeitz[3] und Görlitz beschäftigt zu haben. Meister Andris machte „Laden" (Lafetten) zu den Büchsen.[4] Auch der Schußmeister, der Helmschmied, der Plattner erhielten Lohn für verschiedene Arbeiten.[5] Hüter und Wächter wurden bestellt zur Wache an den Toren und auf dem Turm.[6] Die Befestigungen der Stadt wurden ausgebessert und erweitert;[7] daß es an geübten Meistern für solche Arbeiten nicht fehlte, beweist ein Schreiben der Kurfürstin Katharina d. d. Eilenburg 1430, Febr. 12, in welchem diese den Rat bittet, einen seiner Werkmeister mit zwei Knechten, „die euwer bolwerg ufgehauwen und gemacht habin“, nach Grimma zu schicken, um die gleichen Arbeiten am dortigen Schlosse auszuführen.[8]

Wie früher, so wurden auch jetzt Dresdner Mannschaften an der Grenze verwandt. Am 4. April erhielten der Knecht des Hencze Knottil 4 Gr. „uf dinst, alz her ken dem Gigirsberge solde“, die andern Gesellen, „dy so doheyme bliben“, 2 Gr. Trinkgeld, am 7. April dieselben sechs Gesellen „keyn dem Gyersberge“ zu Zehrung 12 Gr., ebensoviel der Fuhrmann, der sie nach Lauenstein fuhr, am 11. April 20 Gesellen, „die keyn Gyersberg gereten“, 6 Gr.[9] Ende April bekamen Regenars und Muschyn je 24 Gr. für einen vierwöchentlichen Aufenthalt, in der ersten Hälfte des Juni Hencze Grulich mit 3 Gesellen 14 Gr. als Fuhrlohn für die Heimkehr von Geiersberge und 54 Gr. für einen neunwöchentlichen Aufenthalt auf dem Geiersberge.[10] Es handelte sich um einen Angriff auf die Geiersburg, die auf dem Geiersberge östlich vom Mückentürmchen lag, wo noch heute ihre Trümmer sichtbar sind, und den ehemaligen Kulmer Steig, die Straße von Dohna über Lauenstein nach Kulm, schützte.[11] Diese Burg war damals im Besitze des Jakaubek von Wrzessowitz, eines Abenteurers, der von Mähren nach Böhmen gekommen war, sich hier der taboritischen Partei angeschlossen und in der Schlacht bei Aussig eine hervorragende Rolle gespielt hatte; es war ihm gelungen, in den folgenden Jahren mit Gewalt und List einen großen Besitz in Nordböhmen (Teplitz, Kostenblatt, Bilin, Luditz, Komotau, Schlackenwert u. a.) an sich zu bringen, darunter auch die Geiersburg, die er bald nach der Schlacht bei Aussig von dem Vorbesitzer Rüdiger Polensk von Wrzessowitz erworben hatte. Diesem gefährlichen Nachbar galt wohl der im April 1428 unternommene Heerzug. – Um dieselbe Zeit machten Söldner zwei Fahrten mit dem Vogte (wohl dem Landvogte Albrecht von Colditz) nach Dohna, „do man Lauwensteyn brante“.[12] Es handelte sich vielleicht um eine Tat feindlicher Brandstifter; solche werden schon Ende Mai erwähnt.[13] Auch im Juli und August ritten Gesellen nach Dohna; Ende August oder Anfang September werden zwei Gesellen, die 14 Tage zu Gottleuba lagen, mit 24 Gr. und 23 Gr. Zehrgeld entlohnt.[14]


  1. Ebenda fol. 159, 161, 168, 172b.
  2. Ebenda fol. 163: Item eynem gaste vor hundirt unde 23 phunt salvyters ye daz phunt umbe 18 heller, daz mach an gelde 3 sch. 4 gr. 6 hl. Fol. 164b: Item Mertin Ysenfurer vor eyne thunne salpetirs 4 sechczik unde 25 phunt zcu 5 alde groschin 21 goldin.
  3. Ebenda fol. 163: Item Froliche keyn Czycz noch dem buchsemeister 10 gr. fol. 165b: Item dem buchsemeister von Gorlicz salbandir vorczeirt 47 gr.
  4. Ebenda fol. 160b, 167b, 168, 169b.
  5. Ebenda sol. 164: Item Mertin schuscemeister vor erbet 1 sch. gr. Fol. 316b: Item dem helmsmede vor 4 ysenhute 1 sch. 12 gr. Fol. 166: Item dem platener, der den gesellen er gerethe gewoschen hatte, 12 gr.
  6. Ebenda fol. 165: Item bachen (lies: wachen?) czwene tage unde czwu nacht uf dem torme gelegen 3 gr. Item dem torhutern 30 gr. (ein Wochenlohn, der öfter wiederkehrt). Vergl. fol. 166b, 167b, 168, 172.
  7. Or. Ebenda fol. 165b: Item dem greber uf dem schuczegraben unde dem greber by dem Wylyschzem tore bibales 2 gr.
  8. Or. im Ratsarchiv zu Dresden.
  9. KR. 1428 fol. 160b, 161.
  10. Ebenda fol. 162, 164.
  11. Ludw. Schmidt im Neuen Archiv f. Sächs. Gesch. XL, 116. Vergl. über Geiersberg und Jakob von Wrzessowitz ferner Hallwich in den Mitteil. des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen IV (1866), 35 ff. Friedr. Bernau, Album der Burgen und Schlösser im Königreich Böhmen I (Saaz 1881). Derselbe, Studien und Materialien zur Spezialgeschichte und Heimatkunde des deutschen. Sprachgebiets in Böhmen und Mähren (Prag 1903) S. 655 f. u. ö.
  12. Ebenda fol. 164b.
  13. Ebenda fol. 163b: Item Froliche keyn Pirne mit der borner brife 1 gr. 6 hl. ... Item dez hoptmans knechte von Moleberge, der uns eynen brif brochte von der burneren weyn, 10 gr. fol. 164b: Item eynen botin keyn Myssen umbe di borner czu der Bele 2 gr.
  14. Ebenda fol. 166, 166b, 167.