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Seite:Heft29VereinGeschichteDresden1921.djvu/15

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(Drei Jahrhunderte Kirchenmusik am sächsischen Hofe, Stengel & Co., Dresden, 1920) namhaft gemachte Missa Circumcisionis hingewiesen. Als bemerkenswert erscheint dann noch, daß unter des Meisters Motetten (für Solostimmen mit Begleitung) sich auch eine in böhmischer Sprache Chwale Boha sylneho, und unter den zahlreichen von ihm in Abschrift hinterlassenen Werken aus seiner Zeit die berühmte von A. W. Ambros hochgeschätzte und vom Grafen Laurencin (Neue Zeitschrift für Musik, 1864) eingehend gewürdigte Chormotette Laudetur Jesus Christus des „Vaters der böhmischen Musik“, des Minoritenpaters Bohuslav Czernohorsky befindet.

In ihrem Stil und Charakter durchaus die alte kontrapunktische Schreibweise vertretend, können Zelenkas Werke, in denen man im einzelnen in der Harmonik auch Einflüsse Lottis erkennen mag, in diesem Sinne im vollen Sinne als „Muster im Kirchenstil“ gelten. Nur mußten sie natürlich, als dann mit Hasse die melodiefreudige neapolitanische Schule in Dresden ihren siegreichen Einzug hielt, begreiflicherweise mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt werden. Forderten doch überdies auch die räumlichen und dadurch mit bedingt die akustischen Verhältnisse, daß im neuen Gotteshaus, mit dem Psalmisten zu sprechen, „dem Herrn auch ein neues Lied“ gesungen werde, und in seinem festfrohen Charakter und der gesteigerten Verwendung der Instrumente versinnbildlichte sich schließlich die neue Rangstellung der Kirche, die aus einer streitenden (militans) eine siegende (triumphans) geworden war. In diesem Zusammenhang gewinnt ein von einem sicheren Gewährsmann (s. S. 12 Anmerkung) übermitteltes Urteil des ersten Königs von Sachsen (Friedrich August), in dessen besonderer Gunst lange Zeit die Opern eines Cimarosa, Paesiello, Anfossi u. a. standen, über Zelenkas Messen Interesse und von dessen Standpunkt auch Berechtigung, sie hätten „viel Harmonie und wenig Melodie“ gehabt. Genug aber, Zelenka war einer der Besten seiner Zeit und man hat keinen Grund, daran zu zweifeln, daß, wie Rochlitz erwähnt, Joh. Seb. Bach seine Kirchenwerke denen Hasses vorgezogen habe. Ebensowenig erscheint es unwahrscheinlich, daß der Leipziger Meister, der ja bisweilen nach Elbflorenz kam, um mit seinem Sohne Friedemann die „schönen Dresdner Liederchen“ (Hasses) zu hören, den ernsten Mann auch persönlich kannte und schätzte. Die weitere Angabe, daß er von einem Magnifikat Zelenkas Abschrift nahm oder nehmen ließ, findet eine gewisse Bestätigung jedenfalls darin, daß das Musikarchiv der Thomaskirche tatsächlich eine solche besitzt.

Durfte man also jedenfalls schon von der in der Hauptsache noch Vor-Hasseschen Zeit als von einer des Hochstandes der Musik im katholischen Gottesdienst in Dresden sprechen, so war natürlich deren eigentliche Glanzzeit die Hassesche selbst, in der ohnedies mit der am 29. Juni 1751, am Tage Peter und Paul, erfolgten