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Seite:Heft29VereinGeschichteDresden1921.djvu/24

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Platz nehmend, ein bereitliegendes Gebetbuch, um es im nächsten Augenblick wieder aus der Hand zu legen. Bei seinem Eintritt begann das Hochamt, wobei de Pradt mit vernehmlicher Stimme das Domine, salvum fac Napoleonem sprach. Am 29. Mai früh ½4 Uhr reiste der Kaiser, nur von einer Abteilung sächsischer Kürassiere begleitet, in aller Stille über Bautzen und Glogau nach Warschau zur „großen Armee“ ab. –

Die andere kirchliche Feier war General Moreaus Totenfeier, die am 4. November 1814 auf Veranlassung und in Gegenwart des Generalgouverneurs von Dresden, des Fürsten Repnin, stattfand. Um 9 Uhr morgens begann das Totenamt in der Kirche, bei dem die Königliche Kapelle Mozarts Requiem aufführte. Nach Einsegnung der am Fuße des Katafalks aufgestellten Urne mit den Beinen[1] des am 27. August 1813 tödlich verwundeten und am 2. September in Laun i. B. verstorbenen Generals wurde diese unter großem militärischem Geleit und unter Vorantritt der Geistlichkeit in der Gruft des auf der Räcknizer Höhe errichteten Denkmals beigesetzt. Die erste öffentliche Handlung der römisch-katholischen Kirche in Dresden seit der Einführung der Reformation, wie der Chronist meldet. –

Als C. M. von Weber im Jahre 1817 an die Spitze der neuerrichteten Deutschen Oper trat, wurde er im Kirchendienst Morlacchis Amtskollege. Seine erste Verrichtung in dieser Eigenschaft war die Leitung der Musik im Nachmittagsgottesdienst am 27. September, d. h. einer Litanei von Naumann und eines Salve Regina von Schuster. Als guter Katholik hatte er zuvor gebeichtet und das heilige Abendmahl genommen. Aus gläubigem Herzen schrieb er auch seine beiden Messen in Es-Dur (Nr. 1) und G-Dur (Nr. 2). Die erstere, mit dem für den berühmten Sopransänger Sassaroli geschriebenen Offertorium: Gloria et honore, als die bedeutendere in ihrem festlichen Stil und Charakter[2] für die Feier des Namenstags des Königs (5. März) bestimmt, kam am 8. März 1818 in zufälliger Anwesenheit Conradin Kreutzers zur Aufführung. Die andere, die sogenannte „Jubel-Messe“, war für die Feier des 50jährigen Hochzeitsfestes des Königs komponiert und trägt im besonderen Maße dessen Geschmack in ihrem heiteren Glanz und ihrer weichen, lieblichen Melodik[3] Rechnung. Sie kam ohne das dazu geschriebene Offertorium „In die solennitatis“ mit „Morlacchischen und Polledroschen Beifügungen“


  1. Den Leib hatte Kaiser Alexander nach Petersburg überführen und am 14. Otober 1814 in der katholischen Kirche beisetzen lassen. Vergl. hierzu Johann Victor Moreau, Sein Leben usw. Dresden 1816, Arnoldische Buchhandlung.
  2. Das Sanctus und Osanna im I. Band Musik am sächsischen Hofe (Klavierbearbeitung).
  3. Das Benedictus im I. Band Musik am sächsischen Hofe (Klavierbearbeitung).