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Seite:Heft29VereinGeschichteDresden1921.djvu/35

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von Krebs (1865) beseitigt wurde. Von da an aber erschienen von Mozart auch andere Messen (die in F-Dur, B-Dur usw.), solche von Beethoven (C-Dur), Schubert, Weber u. a., Cherubinis Requiem, Vokalwerke von Palestrina, Viadana, Vittoria, Haßler, Lotti, weiterhin von Ett, Franz Lachner, Wüllner, Rheinberger, Kretschmer nicht zu vergessen, u. a. Die Anziehungskraft erhöhte wieder die Mitwirkung von Künstlern der Oper. An die Stelle der Damen Jauner-Krall, Krebs-Michalesi u. a. und der Herren Rudolph, Wächter, Weixlstorfer, Mitterwurzer u. a. – Tichatscheck war in späterer Zeit gänzlich dispensiert worden – traten dann andre, jüngere Kräfte. Da begegnete man einer Elise Sigler und Ernestine Rößler (später als Frau Schumann-Heink eine Künstlerin von Weltruf), einer Marie Wittich, Irene von Chavanne, Erika Wedekind, Elisabeth Retberg, Viereck-Kimpel, Liesel v. Schuch u. a., auf Riese, Degele, Joseph und Anton Erl folgten Anthes, Perron, Scheidemantel, Wachter u. a., darauf Plaschke, Rüdiger, Puttlitz, Schmalnauer, d. h. manche von ihnen natürlich nur als Quasi-Gäste bei besonderen Anlässen, die letztgenannten jedoch als angestellte Kirchensänger. Auch einzelne von den Damen und Herren des Chores traten rühmlich hervor, als Sopran- bez. Alt-Solistinnen Selma Lehmann, Rosa Reinl, Bertha Schlegel; und nicht unerwähnt darf bleiben, daß der Kirchengesang die Stimmenkultur fördernd aus akustischen Gründen sich bewährte, insofern diese eine auf ruhiger Atemführung beruhende gebundene Tongebung forderte, ähnlich wie es bei den Bläsern der Fall war, deren fest begründeter Ruf zum Teil mit auf dieser Tonpflege beruht haben mag.

Nach Wüllners durch seine Enthebung vom Dienst in der Oper bewirkten Abgang (1882) trat Adolf Hagen an Schuchs Seite, der von da an allmählich ihr spiritus rector wurde und den Kirchendienst bald nur noch bei hohen Festen und in Anwesenheit des Hofes ausübte, oder, wie man in der Kapelle scherzweise sagte, die „weißen Kravatten dirigierte.“ Als dann im Jahre 1913 Adolf Hagen in den Ruhestand trat und Dr. Latzko, der nach Fritz v. Schreiners Tod (1910) Chordirektor geworden war, nach Weimar ging, übernahm Karl Pembaur dieses Amt und unter gleichzeitiger Ernennung zum Königlichen Kapellmeister die Leitung der Kirchenmusiken. Sein Wirken gehört der Gegenwart an, und sein Schaffen – drei Orchestermessen: eine Weihnachtsmesse, eine Missa brevis in F- und eine Missa solemnis in G-Dur – bezeugt sein erfolgreiches Streben, die moderne Musik mit ihrer orchestralen Farbigkeit der Kirche im Sinne der vorbildlichen Lisztschen Bestrebungen dienstbar zu machen.