des Dekrets aber machte sich die allgemeine Unzufriedenheit in einem lauten Getöse Luft; denn vom Militärdienst zur Verteidigung der Stadt gegen den äußeren Feind wollten sie nichts wissen. Kein Beschwichtigen und Ermahnen half. Auf die Viertelsmeister regnete es Vorwürfe, daß sie nicht ihr Bestes getan hätten; man ging mit dem Beschluß auseinander, eine unmittelbare Vorstellung an den König zu richten. Die Kaufleute und die Bogenschützen erklärten, daß sie ihr Korps bereits wieder aufgelöst hätten und auch keine besondere Kompanie wieder bilden würden. Nur wie jeder andere Bürger wollten die Bogenschützen im Notfall Wach- und Polizeidienst tun. Namentlich aber die Kaufleute suchten sich unter den verschiedensten Vorwänden von jeder Verbindlichkeit zu drücken, sogar einer angekündigten Musterung durch den König widersetzten sie sich, da viele von ihnen schon ihre Uniform und Waffen nicht mehr hätten. Als besonderes Korps zusammenzubleiben waren nur die Bürgergendarmerie und die Scheibenschützenkompanie bereit, aber auch unter Berufung auf die Bedingungen, unter denen sie sich zusammengetan; dabei verbaten sich die Scheibenschützen ausdrücklich das Kommando eines Militäroffiziers und die Verteidigung gegen den auswärtigen Feind, schon aus Rücksicht auf die Vorwürfe, die sie sonst von ihren Mitbürgern zu erwarten hätten. Da der Rat den allgemeinen Widerstand sah, geboren aus der Sorge, die ihm „den höchsten Grad einer alle Tatkraft lähmenden Furcht erreicht zu haben“ schien, so glaubte er, die Regierung vor Zwangsmitteln, die nur die Leidenschaftlichkeit schürten, warnen zu müssen, und riet, die Bestimmung der Verteidigung gegen den äußeren Feind auszusetzen. Das geschah nun allerdings nicht. Der König tat seinen Willen kund, die vier Bürgerkorps noch einmal in Parade vor sich zu sehen. Diese Parade fand am 19. Oktober auch wirklich statt. Die drei Kompanien und die reitende Abteilung marschierten mit Standarte, Fahne und Musik auf dem Altmarkt auf. General Thielmann und Hauptmann Bonniot kamen aufs Rathaus ins große Sitzungszimmer, wo auch die Bürgeroffiziere versammelt waren. Nach Verlesung der Eidesformel begab sich der General mit dem gesamten Stadtrat auf den Markt in die Mitte des von den Bürgerkorps gestellten Vierecks, stellte am Schluß seiner Ansprache den Hauptmann Bonniot, den er als Mann ihrer Wahl bezeichnete, als Kommandanten vor und
Dr. Georg Beutel: Dresdner Bürgersoldaten. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1926, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft30VereinGeschichteDresden1926.djvu/17&oldid=- (Version vom 10.9.2022)