nicht gelten, sondern verfolgte den beschrittenen Weg weiter: am 6. September kam das Dekret über die Errichtung der Nationalbürgergarde in der Residenzstadt Dresden heraus, und am 27.September wurde der Hauptmann Johann Carl Ludwig Bonniot zum Kommandeur bestellt.
Schon in dem Namen, der der französischen Einrichtung entlehnt war, lag eine halb militärische Aufmachung eingeschlossen. In dem Dekret war neben der Erhaltung der polizeilichen Ordnung als zweite Pflicht festgehalten, „nötigenfalls die Stadt gegen einen auswärtigen Feind zu verteidigen“, aber mit der Einschränkung: nicht „außer den Mauern der Stadt“. Eingeteilt wurde die neue Truppe in 8 Kompanien mit je 1 Kapitän, 1 Premier- und 2 Souslieutnants und 100 Mann Unteroffiziere und Gemeine. Die bisherigen Bürgerkorps der Scheibenschützen, Bogenschützen und Kaufleute sollten als Kompanien zusammenbleiben, und 5 Kompanien sollten neu gebildet werden. Dazu kam die Bürgergendarmerie zu Pferde unter ihrem Kapitän Hoffaktor Scheffel. Sämtliche Offiziere wurden ernannt, sie sollten im Dienst und bei Hofe den Offizieren der Armee gleichen Grades nachgeordnet sein. Dem Kommandeur ward Generalstabsoffiziersuniform zuerkannt. Als Uniform der gesamten Garde wurden dunkelblauer glatter Rock mit gelben Knöpfen, weiße Hosen und dreikrämpiger Hut mit weißer Kokarde bestimmt, als Bewaffnung Flinte, Säbel und Patronentasche. Diese durch Einfachheit sich empfehlende Uniform wurde später auch bei Errichtung von Bürgerschützenkorps im ganzen Lande zum Muster genommen. Die Offiziere trugen Epauletten wie die Linienoffiziere. Im ersten Jahr genossen auch die reitende Abteilung und die Schützenkompanie des Vorzugs der Epauletten (die letztere einer); sie mußten sich aber dann der allgemeinen Uniform anpassen, und auf ihre Beschwerde hin wurden sie von Thielmann zurechtgewiesen: „Wahrer Bürgersinn zeigt sich nicht durch eitle Rangstreitigkeiten noch durch Sucht nach äußeren Auszeichnungen.“ Zu Kompanieführern wurden ernannt der Kapitän der Schützenkompanie Viertelsmeister Hüttig, ferner die Viertelsmeister Zincke, Leonhard, Greifenhayn, Advokat Rumpel, Rechtskonsulent Dr. Siegel, Kaufmann Nöller und Gemeinderichter Börner.
Am 5. Oktober 1809 wurde nunmehr die Bürgerschaft auf dem Rathaus versammelt und fand sich sehr zahlreich ein. Nach Verlesung
Dr. Georg Beutel: Dresdner Bürgersoldaten. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1926, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft30VereinGeschichteDresden1926.djvu/16&oldid=- (Version vom 10.9.2022)