und der noch bestehenden Nationalgarde wurde General von Gablenz ernannt: in den Nachmittagsstunden des 10. September konnte er bereits auf dem Altmarkte die erste Musterung über das neue Bürgerheer halten. Der allgemein beliebte Prinz Friedrich August, kurz Prinz Friedrich genannt, erschien mit der weißen Binde am Arm und wurde mit großem Jubel begrüßt. – Bei dem Werk der ersten inneren Einrichtung des Bürgerheeres unterstützte den Kommandanten sein Generaladjutant von Mangoldt.
Bald gab es auch ernste Arbeit: die erste Kompanie säuberte das Polizeihaus und nahm gegen zwanzig von den Unruhstiftern gefangen. Zusammen mit der Bürgergarde bezog die neue Kommunalgarde die vom Militär auf Befehl geräumten Altstädter Wachen und besetzte die Schläge in den Vorstädten. Die Straßen zeigten in diesen Tagen ein belebtes Bild: überall standen, lagerten, marschierten Trupps bewaffneter Bürger. Tag und Nacht versah die neue Bürgerwehr treulich ihren Dienst. „Man wähnte sich in einer belagerten Festung. Unbegrenzt war der Eifer, die Willigkeit und Wachsamkeit, welcher selbst der alte Militär seine Bewunderung nicht wohl versagen konnte“ - so lautete das Urteil des zeitgenössischen Geschichtschreibers der Kommunalgarde, von Nostitz. Die Anerkennung ihrer Tätigkeit ward der bewaffneten Bürgerschaft in einer Bekanntmachung der Königlichen Kommission vom 11. September mit den Worten zuteil: „Die Bürger und Einwohner Dresdens haben die in sie gesetzten Erwartungen auf das vollständigste erfüllt.“ Wieder war am Nachmittag unter den Augen der Prinzen Friedrich und Johann Musterung auf dem Altmarkt. Die neue Wehr wuchs fortgesetzt und hatte schon die 3000 erreicht.
Inzwischen formelte die Bürgerschaft ihre Wünsche in Eingaben an die Kommission, so wie auch die Regierung ihre Reformen vorbereitete. Der sehr unbeliebte Minister Graf Einsiedel wurde entlassen, und Prinz Friedrich August wurde von seinem königlichen Oheim zum Mitregenten angenommen. Das geschah am 13. September und weckte Jubel und Begeisterung in der Bevölkerung. Am 14. September kamen die königlichen Herrschaften von Pillnitz in die Stadt durch die Reihen der Kommunalgarden, die von der Pirnaischen Vorstadt bis ins Schloß standen. Gegen Mittag sammelte sich die Kommunalgarde auf Befehl ihres Kommandanten wieder auf dem Altmarkte zu
Dr. Georg Beutel: Dresdner Bürgersoldaten. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1926, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft30VereinGeschichteDresden1926.djvu/38&oldid=- (Version vom 1.5.2023)