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Mittwoch, 1. August.

Von den Friedenspräliminarien wird nun bereits soviel bekannt, daß Sachsens Territorialintegrität unverletzt bleibt, dagegen hat es in den neuen Norddeutschen Bund einzutreten. Mit anderen Worten: Wir gelangen dahin, wohin wir auch ohne Beteiligung am Kriege gekommen wären. Die Preußenidiosynkrasie unseres Hofes und seiner spezifischen Anhänger hat somit dem Lande ein rundes Sümmchen gekostet. Österreich gesteht zu, daß der alte Bund zu bestehen aufgehört hat. Soweit waren wir auch schon bereits einmal, bis Preußen – von Olmütz[1] nach Frankfurt über die Dresdner Konferenzen kam. Hoffentlich wird dieser Marsch nicht wiederholt, ebenso hoffentlich aber auch das nationale Unglück der Mainlinie vermieden und wenigstens auf die Verfassung des Dreikönigsbündnisses zurückgegangen[2]. Süddeutschland protestiert bereits ganz laut gegen die Lostrennung.


Donnerstag, 2. August.

Man spricht davon, daß der österreichisch-preußisch-sächsische Friede vielleicht schon in 8 Tagen zum Abschluß kommen wird.

Der englische Gesandte ist vom Bundestage abgerufen worden.


Freitag, 3. August.

Bei unsrer Verwaltung wird's immer mehr friedensmäßig. Mein Interim, Stadtbauamt und Wasserleitung, ist zu Ende. Konferenz über die Geschäftsverteilung mit heftigen Ausbrüchen T[3]. Im übrigen werden die Vorschläge einstimmig aufrechterhalten. Es ist ein Schnitt in das Fleisch, dessen Notwendigkeit man mit einem Male anerkennt.


  1. Vertrag zu Olmütz vom 29. November 1850, die „Niederlage Preußens“ infolge seines Nachgebens gegen Österreich in der Bundesreformfrage. Wiederherstellung des alten Bundes von 1815. Auch die Dresdner Konferenzen im Dezember 1850 brachten für Preußen keinen Erfolg, so daß es sich gezwungen sah, auch seinerseits den wiederhergestellten Bundestag in Frankfurt zu beschicken.
  2. Das Dreikönigsbündnis von 1849 (Preußen, Sachsen, Hannover) hatte auch den Beitritt des Südens, vor allem Bayerns, zu dem neuen unter Preußens Oberleitung stehenden Bunde in Rechnung gestellt (vgl. Peschel, 24. Juli). Peschel drückt hier offen seine Ablehnung der bisherigen sächsischen Politik aus und bekennt sich zu dem Gedanken der Reichseinheit in kleindeutschem Sinne.
  3. T. = Stadtrat Teucher (siehe Peschel, 24. Juni). Teucher gab die Direktion des Stadtbauamtes und der Wasserleitungsanstalt, die wegen seines Eintritts in das Requisitionsamt Stadtrat Peschel vorübergehend übernommen hatte, endgültig an Stübel ab. Er bekam dafür die Armenversorgung, das Stadtwaisenhaus, das Findelhaus, die Arbeitsanstalt, das Versorghaus, das Asyl für Sieche und die Kinderpfleganstalten, während Peschel das durch Gehes Abgang freiwerdende Schulamt übernahm und für ihn Stadtrat Kürsten die Baupolizeiverwaltung und das Beleuchtungswesen erhielt.
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/45&oldid=- (Version vom 6.5.2024)