Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/60

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.


Sonnabend, 8. September.

Bei den fortgesetzten Wühlereien, die ungeahndet vor sich gehen, wird schließlich alles außer Rand und Band geraten. Es wird hohe Zeit, daß wir endlich wieder in geregelte Zustände gelangen.


Sonntag, 9. September.

Ich leide an einem heftigen Schnupfen, der mir den ganzen Kopf einnimmt. Langsam, langsam kriecht die sächsische Friedensverhandlung vorwärts.


Montag, 10. September.

Heute vor 12 Wochen rückten die Preußen ein – heute wird eine Flugschrift gratis verbreitet: „Was wird aus Sachsen werden?“ (Leipzig, bei Otto Wigand.) Ganz der Leipziger Standpunkt. Nachdem wir nicht annektiert worden sind, sollen wir uns selbst annektieren. So redet der Fuchs den Gänsen zu. Übrigens ist die Sache zwar hinlänglich gesalbt, doch mit notabler Ignorierung historischer Antezedentien zusammengeschrieben: es ist auf den großen Haufen und das sensitive Portemonnaie berechnet[1].


Dienstag, 11. September.

Der Königstein wird schon bald übergeben werden[2], die sächsische Besatzung sich nach Eger begeben. Das Resultat der Wahlmännerwahl soll halb zu halb sein[3].


  1. In der Flugschrift: „Die Albertinische Dynastie und Norddeutschland. Ein Wort zu den deutschen Parlamentswahlen Sachsens von Ferdinand Fischer“ war aufs neue öffentlich der Gedanke und Wunsch der Annexion ausgesprochen worden. Ebenso geschah dies in der Schrift: „Was wird aus Sachsen?“ Es hieß in ihr zum Schluß: „Unsre Zukunft muß sein, preußisch zu werden.“ (Konstitutionelle Zeitung, 11. und 12. September).
  2. Konstitutionelle Zeitung, 18. September; Dresden, 16. September: Die Ankunft des preußischen Kriegsministers v. Roon in Dresden im Zusammenhang mit der baldigen Übergabe der „unüberwindlichen“ Festung Königstein. „Wenn doch der langersehnte Rückzug oder die Entlassung der sächsischen Armee aus Österreich nun endlich auch bald erfüllt würde!“
  3. D. h. die Hälfte für die Rechte (konservative Partei), die Hälfte für die Linke (liberal-demokratische Partei).
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/60&oldid=- (Version vom 8.5.2024)