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Mittwoch, 26., bis Freitag, 28. September.

Der König befindet sich bereits in Teplitz, und Friesen ist zu ihm nach Prag gegangen. Mit welchen Propositionen, verlautet gar nichts. Einquartierungsfrage, ob nicht Friedenssystem[1].


Sonnabend, 29. September.

Landtagswahl. Walther, Dr. Stübel jun. Parteidisziplin tritt zutage. Der König geht nicht nach Teplitz, sondern bleibt in Prag. Man hört nichts von Friesen, überhaupt wird jetzt viel in Stillschweigen gemacht. Ackermann hat bei der Wahl einen starken Denkzettel bekommen; er dürfte zunächst wohl ausgespielt haben[2].

Der Zwischenfall in Berlin ist noch nicht aufgeklärt; nur soviel steht fest, daß die ersten Präliminarien von unserm König bereits unterzeichnet gewesen sind.


  1. D. h. Übertragung der Lasten nur auf die Grundstücksbesitzer.
  2. Konstitutionelle Zeitung (30. September): „Die Rechte ließ ihren ursprünglichen Kandidaten, Hofrat Ackermann, dermaßen fallen, daß er nur 9 Stimmen bekam, dagegen gelang es auch der Linken nicht, den Dr. Schaffrath durchzubringen, vielmehr wurden gleich im 1. Wahlgang Redakteur Walther (nationalliberal) mit 145 gegen 111 (Schaffrath) Stimmen gewählt. Stellvertreter Dr. Stübel. Da hoffentlich die (reaktivierte) Ständewirtschaft nicht lange mehr dauert, legen wir unserseits der Wahl keine große Bedeutung bei.“
    Dr. iur. Schaffrath, geb. 1814 in Schöna b. Schandau. Privatdozent der Rechte in Leipzig, dann Advokat und Mitglied der städtischen Körperschaften in Neustadt b. Stolpen, darauf Advokat in Dresden (Saxo dialecticus, siehe O. Richter, Geschichte der Stadt Dresden 1871 bis 1902, S. 8). Schaffrath gehörte dem Freundeskreise Robert Blums an (Hans Blum, Robert Blum, S. 95). Im Meinungsstreit um die neue Strafprozeßordnung (40er Jahre) trat er für das öffentliche und mündliche Verfahren ein. Mitglied der radikalen Linken im sächsischen Landtage von 1845, ebenso im Frankfurter Parlament. 1865 bis 1876 Dresdner Stadtverordneter. Abgeordneter der Fortschrittspartei im konstituierenden Reichstag des Norddeutschen Bundes 1867 und im ersten Deutschen Reichstag. Führer der Partei auch in der sächsischen Zweiten Kammer (Präsident 1872). 1875 Justizrat. Gest. 1893 als Oberjustizrat. (Vgl. Dresdner Journal, 12. Mai 1893.)
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/67&oldid=- (Version vom 30.5.2024)